Willich/Tönisvorst: Köhlers Rücktritt überrascht

Reaktionen: Nicht alle können den Schritt des Präsidenten nachvollziehen.

Willich/Tönisvorst. Horst Köhler ist zurückgetreten - diese Nachricht traf am Montag am frühen Nachmittag viele völlig unvorbereitet. Unsere Redaktion hat bei Prominenten, die schon einmal Kontakt zum Bundespräsidenten hatten, nach ersten Reaktionen gefragt.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer hat für den Rücktritt des Bundespräsidenten kein Verständnis. "Er hat wichtige und gute Arbeit geleistet. Nach einer kritischen Berichterstattung über seine Afghanistan-Rede nun zurückzutreten, hat mich menschlich enttäuscht." Eine klare Erklärung von Horst Köhler zu dem Thema Bundeswehr-Einsätze hätte aus Sicht Schummers gereicht. "Das Amt des Bundespräsidenten kann man doch nicht mal eben wie ein zweites Sakko ablegen", sagt der Abgeordnete aus Willich.

Als haushaltpolitischer Sprecher des SPD-Bundestagsfraktion hat der ehemalige Bundestagsabgeordnete Walter Schöler mehrfach Kontakt zu Horst Köhler gehabt. "Er ist ein sehr offener, sensibler Mensch", berichtet der St. Töniser. Der Rückritt jetzt sei nur durch die öffentliche Kritik der vergangenen Tage nicht erklärbar. "Da muss es auch hinter den Kulissen massive Kritik gegeben haben." Der Rücktritt komme auf jeden Fall in einer für Deutschland ohnehin schon sehr schwierigen politischen Situation "zur Unzeit".

"Das kommt völlig überraschend", sagt Christian Weisbrich. Aus der Sicht des CDU-Landtagsfraktionsvorsitzenden aus Lobberich sei dieser Schritt nicht nötig gewesen. "Den Vorwurf, dass Köhler den Krieg mit Wirtschaftsinteressen in Verbindung gebracht hat, halte ich für überzogen."

Weisbrich blickt jetzt Neuwahlen entgegen: "Meinen Informationen nach gibt es noch eine CDU/FDP-Mehrheit in der Bundesversammlung." Aber es sei enger geworden. Man müsse nun genau überlegen, wer als Kandidat für das höchste Amt im Staat nominiert werde.

Bernd Pastors vom Medikamentenhilfswerk action medeor in Vorst erreichte die Rücktrittsmeldung in Berlin: "Ich bin bestürzt. Ich habe ihn als engagierten Präsidenten erlebt." Köhler sei Schirmherr der Kampagne "Gemeinsam für Afrika", deren Sitz im Haus von medeor ist. "Mit ihm haben wir einen großen Fürsprecher verloren", sagt Bernd Pastors.