„Der Schleifer“ kann den Umzug kaum erwarten. Ernst Zölzer fährt jede Woche Donnerstag mit seinem auffälligen roten Mobil am Kaiserplatz vor. Kunden legen ihm auch dort stumpf gewordene Messer und Scheren vor. Zufrieden war Zölzer mit dem 15-monatigen Interims-Standort für den Willicher Wochenmarkt aber nicht. „Überhaupt nicht! Hierher kommen nur die Leute, die zum Markt müssen. Da oben“, sagt er und meint den Marktplatz an St. Katharina, „ist drei bis viermal so viel Publikum. Die Cafés ziehen Leute an. Es ist gemütlicher und freundlicher. Ich freue mich auf den Umzug zum Markt.“

Im Mai soll es soweit sein. Im Wonnemonat liegt der Fokus auf Markteinweihung. Zunächst im Rahmen des Blütenfestes des Werberings mit verkaufsoffenem Sonntag am 18. und 19. Mai, dann eine Woche später mit einem Bürgerfest der Stadt nach dem Motto „Kunst im Kern“.

Eine Willicherin legt Zölzer Pinzetten vor. „Die greifen nicht mehr richtig“, sagt sie. Dann erzählt sie: „Ich wohne am Markt, unweit der Eisdiele.“ Der Kaiserplatz sei als Standort für den Wochenmarkt schon attraktiv, aber, ist sie überzeugt: „Ein Markt gehört auf den Markt.“

Vor 15 Monaten freute sie sich über ihren Premium-Platz auf dem Kaiserplatz: Paraskevoula Kangas bietet Kurzwaren und Nähutenilien an. „Die Resonanz ist gut, das Publikum sehr nett“, sagt die Gladbacherin über die Zeit dort. Gern trinkt sie donnerstags gegenüber im Versicherungsbüro von Thorsten Heinrich einen Kaffee, ihren Stand und eigentlich den Wochenmarkt in seiner gesamten Länge immer im Blick. Vor dem Umzug aber ist ihr auch nicht bange: „Der Wechsel macht mir nichts aus.“

Das Willicher Markt-Jubiläum von Blumen Kottal wird 2020 in unmittelbarer Nachbarschaft zu St. Katharina gefeiert: Norbert Kottal und seine Mutter freuen sich darauf. Dass sich die Zeit am Kaiserplatz, der ihrem blühenden Sortiment viel Präsentationsfläche ermöglichte, dem Ende zuneigt, bekümmert Kottal nicht: „Rein wirtschaftlich gesehen haben wir hier 30 Prozent weniger verkauft als zuvor auf dem Markt.“ Der Trend habe nichts mit dem heißen Sommer zu tun, „das zog sich durchs Jahr hindurch“. Die Stammkundschaft habe die Treue gehalten, „aber die Laufkundschaft fehlte. Wir freuen uns auf den Mai“. Wo er mit seinen Blumen zu stehen komme, weiß er noch nicht: „Der Plan soll bereits erstellt sein, aber wir sind noch nicht informiert.“ Das werde sich alles regeln.

Christoph Cartigny portioniert Geflügelfleisch. „Haben Sie Hirschgulasch zu Ostern“, fragt eine Stammkundin. Cartigny nickt. Vereinzelte Bestellungen fürs Fest liegen bereits vor. Der erfahrene Händler sieht dem Umzug zum Markt gelassen entgegen: „Dieser Wochenmarkt hier am Kaiserplatz ist attraktiv, vielleicht ein bisschen ruhiger als der andere Standort. Aber beide liegen zentral. Es wird schon schön werden“, sagt er zur Rückkehr in die Ortsmitte.

Cornelia Sibben, regelmäßige Einkäuferin auf dem Willicher Wochenmarkt, bedauert, dass sich die Kaiserplatz-Zeit der Obst- und Gemüse-, Käse-, Wurst-, Blumen- und anderen Stände dem Ende zuneigt. „Ich finde es schön hier, nicht so verlaufen, eben kompakter.“

Markus Konen, der in Willich Obst und Gemüse anbietet, hat ein vierköpfiges Team am Kaiserplatz eingesetzt, er selbst hat an diesem Donnerstag in Traar Markttag. Der Kaiserplatz sei für ihn „nicht das Optimale gewesen“, sagt er. „Aber es war ja wegen des Umbaus nicht anders möglich.“ Der Markt am Markt sei auf jeden Fall „schöner für uns, deutlich mehr Laufkundschaft. Wir freuen uns schon“. Konen hofft auch, dass er dort ehemalige Kunden, die seit Januar 2018 nicht den Weg zum Kaiserplatz genommen haben, wieder zurückgewinnen kann. „Der Wochenmarkt ist auf jeden Fall für das Stadtleben hier wichtig.“

Marktleiter Volker Braun wird so bald wie möglich den neuen Belegungsplan für den Markt am Markt vorlegen – sicher wie bei der Kaiserplatz-Excel-Tabelle durchdacht mit Anfahrtszeiten, Stromquellen, Wagen- und Standgrößen...