Meinung Zeit für Streit

Der Blick auf den Kalender ist verwirrend: Wir schreiben das Jahr 2017 und es gibt keine Kommunalwahl. Die Stimmung im Tönisvorster Stadtrat, und vermutlich in der gesamten städtischen Politik, spricht eine andere Sprache.

Die ist so, als stünde noch vor den Osterferien der Gang an die Wahlurne auf der Tagesordnung. Was also ist los? Da ist die CDU, die sich nach den „Chaos-Festspielen“ um einen neuen Vorsitzenden gerade erst neu aufgestellt hat. Was sie in der Stadtratsfraktion mit zwei Sprechern getan hat.

Das wiederum erzeugt Misstrauen und Befremden bei den anderen Parteien. Dann ist da der starke Mittelstandsflügel innerhalb der Union, der traditionell gerne seine eigene Meinung vertritt. Und auch der frühere Fraktions-Chef Helmut Drüggen hält mit seiner Einstellung nicht hinter dem Berg, auch wenn sie von den anderen deutlich abweicht. Es ist also das Bild einer Fraktion, die mit mehreren Zungen spricht. Das wird schnell als Unzuverlässigkeit ausgelegt, jedenfalls vom politischen Gegner.

Das mag im Einzelfall so sein, muss es aber nicht. Der Versuch, mit den Fraktionsspitzen zu reden und zum Beispiel Themen vorzuklären, muss stattfinden. So funktioniert Politik. Dass die neuen Chefs eine Weile brauchen, bis sie den Laden im Griff haben — geschenkt, das ist so.

Es spielt schlicht keine Rolle, ob ein unterschiedlicher Standpunkt aus internen Querelen stammt oder vielleicht ideologische Gründe hat. Wenn er da ist, ist er da. Wie heißt das so schön niederrheinisch: Es ist wie es ist.

Was also spricht dagegen, immer wieder miteinander zu reden und sich - wenn man aus den unterschiedlichsten Gründen nicht zusammenkommt - auch mal kräftig abzuwatschen. So funktioniert Demokratie. Auf verschiedenen Standpunkten zu beharren, ist nichts Verkehrtes. So kann der Wähler wenigstens Unterschiede ausmachen. Streit heißt so etwas und der ist elementares Bestandteil unserer Demokratie.

Es war lange ruhig in Tönisvorst, oft zu ruhig. Es ist Zeit für Auseinandersetzung. Und wenn es stimmt, was man den Tönisvorstern nachsagt, nämlich dass sie streitlustig sind, dann sollten sie es auch ausleben. Und dabei darf es ruhig mal emotional zugehen — zum Teufel nochmal.