Kritik am Lichtkonzept für St. Quirin Kritik an Illuminierung des St. Quirin
Neuss · Auf Wunsch des Beirates Innenstadtförderung wurden die Strahler, die St. Quirin nachts in goldgelbes Licht tauchten gegen LEDs ausgetauscht. Das Ergebnis stellt viele nicht zufrieden. Für eine Änderung werden sogar schon Spenden eingeworben.
Auch der Neusser Stadtpatron auf der Kuppel von St. Quirin hat einen „Allerwertesten“. Den dreht er, so versichert man sich in Neuss gerne, den Düsseldorfern zu – weil die den Neussern in der Zeit der Belagerung durch Karl den Kühnen nicht zur Hilfe geeilt waren. Auch nachts geht dieser Gruß über den Rhein, denn dann wird die Rückenpartie angestrahlt. Das Antlitz des Heiligen versinkt dagegen im Schatten. Das ärgert Stadtführer Rolf Lüpertz bei jeder abendlichen Besichtigungstour mit seinen Gästen. Und es ist nicht die einzige Kritik an der Illuminierung des Quirinus-Münsters, seit diese vor einigen Monaten auf LED-Strahler umgerüstet wurde.
Vor inzwischen zehn Jahren beschloss die Stadt ein Gesamtkonzept mit dem Titel „Stadtgestaltung – Licht – Lichtobjekte“, um so Erlebnisräume und ein „Nachtbild“ der Stadt zu schaffen und ein positives Bild des öffentlichen Raumes zu erzeugen. Gebäude, Brücken und Reste der Stadtmauern wurden seitdem mit Licht neu in Szene gesetzt. Und erst in der jüngsten Sitzung des Beirates „Innenstadtstärkungsprogramm“ wurde in diesem Zusammenhang beschlossen, die Beleuchtungsanlagen am Zeughaus in gleicher Weise wie an St. Quirin zu erneuern und zwei Boden- sowie sechs Fassadenstrahler auf die energiesparende LED-Technik umzurüsten.
Hört man Rudolf Welzel zu, dann klingt das wie eine Drohung. Denn der Betreiber der Pegelbar ist mit dem Ergebnis der LED-Umrüstung alles andere als glücklich. Früher sei die Kirche in einen warmen Gelbton getaucht gewesen, sagt er, heute wirke St. Quirin im Schein der LED-Strahler aschfahl und schummerig. „Als wäre ein Nebel davor“, beschreibt Welzel seinen Eindruck. Schriftlich habe seine Familie bei der Stadt angefragt, so Welzel, ob man den Farbton nicht wieder ändern könne, bislang aber keine Antwort erhalten.
Als Pegelbar-Betreiber profitiert Welzel von allen Anrainern vielleicht am meisten von einem angestrahlten Quirinus-Münster. Denn von diesem Lokal auf der Dachterrasse des Haus am Pegel aus genießt man einen unverstellten Blick auf die Ostseite des Münsters. Die wird schon seit Jahren abends nur bis etwa 22.30 Uhr angestrahlt, doch kann man eine Verlängerung der Illuminierung bis 3 Uhr früh buchen.
Eine Verlängerung der Illuminierung kann man buchen
Rund 100 Mal im Jahr habe er das für Veranstaltungen gemacht und dafür gerne 70 Euro für einen Abend bezahlt, sagt Welzel. „Die Neusser finden das toll und für Gäste etwa aus Düsseldorf war der Anblick eine echte Überraschung.“ Doch nachdem sich zuletzt immer wieder Kunden enttäuscht mit der Frage an ihn gewandt hatten: „Ist das schon an, nur ein bisschen an oder kommt da noch was?“, hat Welzel schon eine Konsequenz gezogen: „Wir machen da keine Werbung mehr für.“ Es sei, fügt er hinzu, am Ende „zu viel Geld für zu wenig Wirkung.“
Lüpertz stört der Farbton der Strahler ebenfalls. Auch das LED-Licht am Obertor „passt überhaupt nicht“, fügt er hinzu. Doch den Farbton zu ändern, dafür fehlten ihm die Mittel, sagt der Stadtführer, der mit Unterstützung des Verkehrsvereins auf dessen Konto Geld für eine Veränderung der Illumination sammelt. Aus dem Spenden-Stichwort „Beleuchtung Quirinusfigur“ wird schon ersichtlich, dass er sich vorrangig um die Ansicht von Freithof und Münsterplatz aus bemühen will. Sein vorrangiges Ziel ist es, der Heiligenfigur auf der Kuppel auch nachts ein Gesicht zu geben – etwa durch Montage eines Spots, der die Figur von vorne anstrahlt. Der Oberpfarrer habe schon Zustimmung signalisiert, sagt Lüpertz. Und mit der Firma Prechters, die nicht zuletzt in den Weihnachtstagen das beleuchtete Kreuz auf dem Kirchturm montiert, konnte Lüpertz am Donnerstag verabreden, dass die Techniker beim Abbau dieses Kreuzes die technischen Voraussetzungen für einen solchen Zusatzstrahler prüfen.
Die Stadt, die für die Umrüstung der Kirchen-Illuminierung gut 50 000 Euro aufgewendet hat, zeigt sich aufgeschlossen. Die Angelegenheit sei bekannt, so Stadtpressesprecher Marc Bohn: „Wir arbeiten an einer Lösung.“