„Wombs of Revolution“ im FFT Revolte und Solidarität
Düsseldorf · Tanz kann vieles sein. Bei Willie Stark ist er vor allem politisch. Mit einer Premiere im FFT thematisiert die Choreografin Gewalt gegen Frauen.
Es passiert in jeder Minute, irgendwo auf der Welt, vielleicht gerade jetzt, gleich nebenan. Gewalt gegen Frauen geht uns alle an. Die Choreografin Wilhelmina „Willie“ Stark macht sie zum Thema ihrer Performance „Wombs of Revolution“, die jetzt im FFT eine gelungene Premiere feierte.
Nicht wegsehen, sich wehren, das Unrecht sichtbar machen – das haben sich Willie Stark und die Tänzerinnen Lisa Lamprecht, Laura Schönlau und Yasmine Saat auf die Fahne geschrieben. Ausgehend von ihrem eigenen künstlerischen Hintergrund finden in ihrer Performance unterschiedliche Einflüsse zueinander: Urban Dance, House, zeitgenössischer und traditioneller Tanz der afrikanischen Diaspora.
Sie betreten verschleiert die Bühne, die Hände auf dem Rücken verschränkt, ihre Bewegungen minimalistisch zu den Elektrobeats aus dem Lautsprecher. Dann zuckende Körper, befreite Hände, raumgreifende fließende Bewegungen. Dann fallen die Masken. Die Gesichter der vier Frauen drücken Wut, Schmerz, stumme Schreie und Resignation aus. Stille. Die Beats sind verstummt. Doch eine von ihnen tanzt weiter. Sie hat den Mut, sich zu solidarisieren, um gemeinsam stark zu sein.
Dann bricht es aus allen heraus: „Wir sind immer noch hier“, skandieren sie und „wir kämpfen für sie alle“. Ganz klar, sie wollen nicht mehr schweigen, suchen den Schulterschluss und ziehen Kraft aus ihrer Schwesternschaft. Gemeinsam ziehen sie mit Stöcken bewaffnet in den Kampf. „Wombs of Revolution“ ist ein starkes Statement.
Denn die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Jede dritte Frau in Deutschland ist von sexueller und/oder körperlicher Gewalt betroffen. Das Bundesministerium des Inneren und für Heimat geht davon aus, dass jede Stunde mehr als 14 Frauen Opfer häuslicher Gewalt werden. Zwei von drei Frauen erleben sexuelle Belästigung. Tendenz steigend.
Willie Stark hat gelernt, sich in einer von Männern dominierten Szene durchzusetzen. Geboren und aufgewachsen in Paris, kam sie schon als Teenager mit Hip-Hop und House in Berührung.
Sie ertanzte sich einen Namen in der Dance-Hall-Szene, nahm an TV-Shows wie „Dance Street“ in Frankreich teil, modelte und choreografierte eine Reihe Projekte, die unter anderem im Tanzhaus NRW zu sehen waren.
Inzwischen hat Stark, die auch Mitglied der German House Dance Crew Sign H. ist, ihre Basis in Deutschland, gibt Workshops und kollaboriert interdisziplinär mit Künstlerinnen, die wie sie aktuelle gesellschaftliche Themen, darunter Queerness, Black Power und Female Empowerment auf die Bühne bringen wollen.
Info Willie Starks „Wombs of Revolution” ist am 15. und 16. Februar, 20 Uhr, im FFT zu sehen: www.fft-duesseldorf.de.