Kunstwerke von Grundschülern Im NRW-Forum ist „Die Kleine“ zu sehen

Düsseldorf · 40 Kunstwerke von 51 Klassen aus 25 Grundschulen ergeben "Die Kleine" im NRW-Forum. Die Abschlussschau geht zu Herzen.

Junge Besucher bewundern die Bilder der Klassen 1a und 1b der St.-Mauritius-Schule.

Foto: Ja/Anne Orthen (ort)

Aus einer Grundierung aus farbigen Dreiecken ragt plastisch ein freundlicher Löwe hervor. Er bildet den Blickfang eines Ensembles, das acht von der Decke hängende Einmachgläser und mehrere Tier­miniaturen umfasst, die auf dem Fußboden in drei Szenarien auf Sand oder im Gras lagern. Das Kunstwerk der „Löwenklasse 1–4“ an der Gemeinschaftsgrundschule Richardstraße in Eller gibt „Tiere und ihre Heimat“ wieder. So lautet der Titel der Abschlussschau eines Wettbewerbs, an dem sich 51 Klassen aus 25 Grundschulen in Düsseldorf und Umgebung beteiligten. Im NRW-Forum am Ehrenhof sind nun 40 Kunstwerke zu sehen, welche die Schülerinnen und Schüler gemeinsam und unter der sanften Regie der zuständigen Lehrperson erschaffen haben.

Nicht in allen der liebevoll komponierten Beiträge ist die Natur intakt. Auf zahlreichen Bildern, in Objekten und plastischen Ensembles vermischen sich Tierwelt und Hinterlassenschaften der Menschenwelt zu einer Klage über die Sorglosigkeit derer, die dazu beitragen, dass die Meere zu einer Plastikmüllkippe werden. Eine Arbeit aus den Klassen 1a und 1b der Meerbuscher St.-Mauritius-Schule vereint auf vier Blättern Delfin, Hai, Meeresschildkröte und Qualle auf blauen Wogen aus Papier mit fiesen bunten Resten von Bonbontütchen, Schokoverpackungen und was sonst noch auf See kreuzt.

Deutliche Kritik mit einem minimalistischen Auftritt

Kritik wirkt auch dann, wenn sie minimalistisch auftritt wie in einem Beitrag wiederum der Mauritius-Schule, diesmal aus Klasse 3b. Nebeneinander hängen die farbenfrohe plastische Nachbildung einer Blumenwiese mit Bienen und eine öde Malerei in Grau, die eine Straße mit Mittelstreifen wiedergibt. Der Titel lautet schlicht: „Bienen brauchen Heimat“.

Einige Bilder zeugen kompositorisch von besonderem Feingefühl – der Schülerinnen und Schüler oder doch eher der betreuenden Lehrerin oder des Lehrers? Einerlei, die Pinguin­parade aus Klasse 2c der evangelischen Brehm-Schule bezieht ihre Lebendigkeit aus Überschneidungen der sich zusammendrängenden Tierkörper und aus dem Kontrast am unteren Bildrand. Dort kleben originale Hinterlassenschaften der Wegwerfgesellschaft wie Flaschenverschlüsse und Folien. Im Hintergrund wogen blaue Wellen auf collagiertem Zeitungspapier.

Auf so manchem Werk
ist richtig viel los

Viel los ist auf einem viergeteilten Bild aus der Klasse 3a der Konkordiaschule. Links oben türmen sich weggeworfene Schokoverpackungen und geknülltes Papier, darunter stoßen gemalte Schlote weißen Rauch aus Watte aus. Rechts oben erhebt sich eine Stadt, so angst­erregend eng bebaut wie mancher Moloch in Asien: ein Gemisch aus Hochhäusern und dazwischen ein paar Kirchen und Moscheen. Im vierten Teilbild schließlich steht ein Wald in Flammen, während in einem ausgesparten Bereich in der Mitte des Bildes Schlange, Fisch, Schildkröte und Papagei friedlich miteinander auskommen, als wäre ringsum nichts geschehen.

Versteht sich, dass in einer solchen Ausstellung auch digitale Kunst ihren Platz hat. Für die Animation, die von den Klassen 1–4 der katholischen
St.-Bruno-Schule zum Wettbewerb eingereicht wurden, bedurfte es wohl Experten aus der Erwachsenenwelt. So setzt sich jetzt auf einem Bildschirm immerfort ein großer Fisch aus mehreren Kleinteilen zusammen, erneut lauter Plastikmüll. Zu den schönsten Arbeiten zählt eine auf den ersten Blick unscheinbare, noch einmal aus der Brehm-Schule, Löwenklasse 2a. In dieser zweiteiligen farbigen Zeichnung ergibt sich aus Strichen und Papierfiguren ein Löwenpanorama, in dem die Könige der Tierwelt friedlich mit kleinerem Getier zusammenzuleben scheinen. Die kleinen Wesen leuchten hell, die größeren halten sich so dezent zurück wie ihre Farbgebung und diejenige von Gras, Baum und Himmel. Das verlorene Paradies – hier lebt es anrührend fort.

So ist „Die Kleine“ mit ihrer dritten Ausgabe zu einer Ergänzung der „Großen“ im Kunstpalast geworden, die man nicht mehr missen möchte – ein Ausflugsziel ebenso für Familien, deren Kinder nicht beteiligt waren. Auch diesmal kann das Publikum wieder über sein Lieblingswerk in der Ausstellung abstimmen. Die Klasse, die die meisten Stimmen erhält, bekommt einen Sachgutschein über 1500 Euro zur Anschaffung digitaler Endgeräte und Hilfsmittel. Besonders sympathisch: Der Eintritt zur „Kleinen“ ist frei.