Innovativ Leichlinger dämmt Häuser mit Stroh
LEICHLINGEN · In der Hofschaft Zeit zwischen Junkersholz und Stöcken saniert Dennis Harms ein altes Gebäude mit Naturmaterialien.
Auf freier Strecke zwischen Leichlingen und Witzhelden findet seit geraumer Zeit fast unbemerkt eine interessante Premiere statt: Der Architekt Dennis Harms renoviert in der Hofschaft Zeit ein altes Gebäude und verwendet zur Fassadendämmung erstmals in Deutschland und nach seiner Kenntnis sogar weltweit Strohbaufertigwandelemente.
Auch sein eigenes Haus, in dem er mit seiner Familie nebenan wohnt, hat er vor ein paar Jahren aufwändig ökologisch saniert. Eine Bestandsimmobilie mit Stroh zu dämmen ist nicht ganz einfach: Die Ballen können nur schwierig an der Fassade befestigt werden. Die Lösung sind deshalb die Holzrahmen um das Stroh: In großen Platten werden sie vor die vorhandene Hauswand gehängt, ermöglichen so den gewünschten Wärmeschutz. Die Rahmen lassen sich in ihrer Form recht flexibel an Dachschrägen und Fensterauslassungen anpassen. Anschlussfugen füllt Harms mit Hanffasern. „Das System ist so nicht nur private Bauten zugelassen, sondern auch für öffentliche Gebäude geeignet“, betont der Architekt.
Die Stroh-Holz-Platten, wie sie in Zeit verwendet werden, sind mit 24 Zentimetern etwas dicker als Mineralwolle mit rund 16 Zentimeter Stärke. Künftig will der Hersteller aus Leipzig sie außerdem in einer noch dünneren und auch in einer dickeren Version liefern. „Die Werte sind nur geringfügig schlechter als bei standardisierten Wärmedämmmaterialien, daher ist die Isolierung etwas dicker. Stroh ist einfach sinnvoll“, ist Dennis Harms überzeugt.
Auf die Strohbaufertigwandelemente bringt der Architekt und gelernte Tischler eine Holzlattung auf, alternativ wäre auch ein Kalkputz möglich. „Ich nehme dafür Lärchenholz, weil es ein besonders robustes Nadelholz ist, das schnell wächst und härter als andere Holzsorten ist. Es braucht später keinen Wetterschutz, verändert aber mit der Zeit die Farbe“, erklärt Harms. Im Inneren hat er Holzböden eingezogen, gewinnt die Wärme für die Heizung aus einem Erdwärmetauscher. „Mein Arbeitsschwerpunkt als Architekt liegt auf dem ökologischen und vor allem gesunden Bauen“, erklärt der Mann, warum er bevorzugt mit Stroh und anderen natürlichen Materialien arbeitet. Sie seien recycle- und kompostierbar, ohne Schadstoffe und oft gut verträglich auch für Menschen mit Allergien. „Ich möchte meinen Kindern beim Bauen keine Materialien hinterlassen, die in vielen Jahren einmal Ärger machen könnten“, beschreibt er seine Philosophie.
Strohballen sind verdichtet und gelten als normal entflammbar
Die Arbeit mit Stroh sei plastikfrei und es bleibe kein Sondermüll übrig. Außerdem spreche aus seiner Sicht für Stroh, dass es so gut wie überall verfügbar und nachwachsend sei, es theoretisch sogar vom Bauern nebenan bezogen werden könne und es keine langen Lieferketten geben müsse. Inspirieren lässt sich Dennis Harms bei seinem ökologischen Ansatz von der klassischen Bauweise etwa alter Fachwerkhäuser: „Die sind oft Jahrhunderte alt und stehen immer noch. Damals haben die Menschen zum Bauen auch nur das verwendet, was ihnen in ihrer Umgebung zur Verfügung stand.“
Für seine Kunden gehören zu den vordringlichsten Wünschen, dass die Häuser von innen und außen schadstofffrei sind. Hinzu kommt die Möglichkeit, gerade beim Dämmen mit Stroh in Neubauten oder beim Lehmbau viel selber zu machen. Auch mit Sorgen, die auf der Hand liegen, kann der Architekt ein Stück weit aufräumen: Ein Mäuseproblem beim Bauen mit Stroh gibt es bei fachgerechter Ausführung nach seiner Erfahrung nicht.
Ebensowenig sei ein strohgedämmtes Haus besonders feuergefährdet: Nur loses Stroh ist leicht entflammbar. Strohballen sind verdichtet, durch die Pressung sind die Halme im Strohballen von der Sauerstoffzufuhr abgeschlossen. Dadurch gilt das Material als normal entflammbar.