Lesung im KAP 1 Beobachtungen beim Schreiben umsetzen

Düsseldorf · Die niederländische Autorin Lize Spit war zu Gast beim „Literarischen Sommer". Im KAP1 sprach sie über ihr neues Buch „Ich bin nicht da".

Lize Spit las aus ihrem Roman „Ich bin nicht da“.

Foto: Daniil Lavorski

(go) Mit ihrem ersten Roman „Das Eis schmilzt“ gelang der niederländischen Autorin Lize Spit ein derart großer Erfolg, dass die bevorstehende Veröffentlichung ihres zweiten Buches sogar in den Radionachrichten angekündigt wurde. „Ich bin nicht da“ erschien 2020, nun liegt ganz frisch die deutsche Übersetzung vor. Im Rahmen des 23. Literarischen Sommers, der Lesereihe mit 27 deutschen, niederländischen und flämischen Autoren in 21 Städten, kam Lize Spit nach Düsseldorf. Maren Jungclaus vom Literaturbüro der Stadt moderierte die Veranstaltung in der Zentralbibliothek Kap 1 und las einige Passagen aus dem Buch. Das Gespräch mit der Autorin übersetzte Dolmetscherin Anna Eble.

Spit wuchs in einem kleinen niederländischen Dorf auf und wohnt heute in Brüssel. Lebhaft und ausführlich erzählte sie von ihrem Zugang zum Schreiben, ihren Arbeitsmethoden und der Entstehung ihres neuen Romans. „Ich bin nicht da“ ist die Geschichte von Leo und Simon, die seit zehn Jahren ein Paar sind. Sie hat Regie studiert, traut sich aber nicht viel zu in diesem Bereich, jobbt stattdessen in einer Boutique für Umstandskleidung. Er arbeitet erfolgreich als Designer – bis er eines Tages aus seinem Leben kippt. Simon kündigt und entwickelt haltlos-wirre Ideen. Er will selbstständig sein, Tattoos entwerfen, bestellt unablässig Sachen online, reagiert völlig überdreht. Eine bipolare Störung, die Leo zwar verstört, die sie aber geduldig und besänftigend mitträgt. Spit berichtet von Verletzungen in Simons Kindheit: „Im Kern liegt unser Verhalten im Erwachsenenalter und in unseren Beziehungen immer in frühen Erlebnissen“, glaubt sie. Aus einer Art Einsamkeit und eigenen Erfahrungen sei sie auf das Thema gekommen. Auch sie habe zwölf Jahre mit einem Partner mit bipolarer Persönlichkeit gelebt. „Es ist kein autobiografischer Roman“, stellt sie klar, „aber natürlich kann ich meine Beobachtungen nicht einfach ausschalten. Ich musste sie im Schreibprozess umsetzen, um wieder atmen zu können.“ In einem zweiten Erzählstrang erfährt der Leser von einer sich anbahnenden Katastrophe. Um die Tragödie zu verhindern, wird Leo innerhalb von elf Minuten eine Entscheidung treffen müssen. Dieser Spannungsbogen durchzieht das Buch, man fürchtet sich vor dem, was kommt.

Info Der „Literarische Sommer“ klingt in Düsseldorf aus mit einem Literarischen Spaziergang am 7. August und einem Krimispaziergang am 21. August. Mehr Infos unter: