Pendeln aus dem Kreis Mettmann Lohnt ein Umzug ins Kölner Umland?

Langenfeld/Monheim · Großstadt oder Umland? Das „Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut“ hat modelliert, wie lukrativ Pendeln aus dem Umkreis nach Köln ist. Nicht alle Städte im Kreis Mettmann schneiden gleich gut ab. Vor allem in einem Szenario erweisen sich Langenfeld und Monheim als vergleichsweise attraktiv.

Autos stehen im morgendlichen Berufsverkehr in Köln im Stau.

Foto: dpa/Oliver Berg

Wer in Städten Eigentum erwerben möchte, muss oft tief in die Tasche greifen – vor allem in beliebten Metropolen wie Köln. 2023 kostete der Quadratmeter in der Domstadt im Schnitt fast 4900 Euro. Zum Vergleich: Für eine durchschnittliche Immobilie im Umland fallen rund 1000 Euro pro Quadratmeter weniger an. Wer in Köln arbeitet, sein Eigenheim aber vor den Toren der Millionenstadt erwirbt, kann zunächst also eine Menge Geld sparen.

Wo man wie lange von einem Hauskauf im Umland profitieren kann, haben Experten des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut für die Postbank berechnet. In ihrer Untersuchung berücksichtigten die Forscher neben den unterschiedlichen Quadratmeterpreisen auch die Kosten, die das Pendeln verursacht – immerhin entstehen durch den längeren Arbeitsweg zusätzliche Ausgaben für Benzin oder Zugtickets. Außerdem müssen Pendler Zeit einplanen.

Die Kosten für die Fahrt mit dem Auto liegen in der Modellrechnung nach Abzug von Steuervergünstigungen bei 45 Cent pro Kilometer und ab dem 21. Kilometer einfache Entfernung bei 43 Cent. Die Fahrt mit Bus und Bahn haben die Autoren mit 13 Cent pro Kilometer und ab dem 21. Kilometer mit zwölf Cent pro Kilometer veranschlagt. Auch die Einführung des Deutschland-Tickets, das beliebig viele Fahrten im Regionalverkehr erlaubt, haben sie berücksichtigt. Die Ergebnisse der Forscher zeigen, wie viele Jahre sich der Immobilienerwerb im Umland rechnet und wann der Kostenvorteil unter diesen Annahmen durchs Pendeln aufgezehrt ist. Sie gehen in ihrer Berechnung von 220 Arbeitstagen im Jahr aus. Die Ergebnisse zeigen: Wer sich – wie im beispielhaften Szenario der Autoren – für eine eigene 70-Quadratemeter-Wohnung in Monheim entscheidet und dafür zur Arbeit nach Köln fährt, lebt knapp zehn Jahre lang günstiger. Das gilt für Autofahrer wie ÖPNV-Nutzer in etwa gleichem Maß. Erst danach ist der Kostenvorteil aufgebraucht und eine Wohnung in Köln wäre günstiger. Ähnlich sieht es in Langenfeld aus, wo ÖPNV-Pendler mit 11,1 Jahren sogar geringfügig länger profitieren. Pkw-Fahrer profitieren immerhin rund zehn Jahre.

Eigentum in Langenfeld
oder Monheim von Vorteil

Damit haben Kölner Arbeitnehmer mit Eigentum in Langenfeld oder Monheim länger als Pendler aus anderen Städten im Kreis Mettmann einen Vorteil. In Wülfrath und Ratingen sind sie beispielsweise nur zwischen fünf und siebeneinhalb Jahren günstiger unterwegs. Heiligenhaus ist mit fünf Jahren (ÖPNV) bzw. 4,8 Jahren (Pkw) noch unattraktiver. Ein geteiltes Bild ergibt sich hingegen für Haan: Während ÖPNV-Pendler durch den Kauf von 70 Quadratmetern satte 15 Jahre lang profitieren, haben Autofahrer in dieser Rechnung nicht einmal sieben Jahre lang einen Vorteil. Hier dürfte es sich für Bahnfahrer bezahlt machen, dass es mit der RB48 eine vergleichsweise gute Anbindung in Richtung Köln gibt.

Etwas anders sieht die Rechnung bei größeren Häusern aus, die dementsprechend teurer sind. Bei einer Immobilie mit 120 Quadratmetern hat man in Monheim als ÖPNV-Pendler Richtung Köln fast 17 Jahre lang einen Kostenvorteil, in Langenfeld sind es sogar etwas mehr als 19 Jahre.

Lohnenswert ist ein Umzug ins Umland vor allem für Kölner Beschäftigte, die zumindest an einigen Tagen in der Woche aus dem Homeoffice arbeiten können. Die Forscher gehen in der folgenden Schätzung von einem beispielhaften Pendler aus, der im Schnitt zwei Tage pro Woche von zu Hause arbeitet. Die Autoren nehmen zudem eine 120 Quadratmeter große Immobilie an. Wer ein solches Objekt in Monheim kauft und an zwei Tagen in der Wochen Homeoffice machen kann, profitiert von einem Hauskauf demnach satte 27,5 Jahre lang. Noch größer ist der Vorteil in Langenfeld, wo Hauskäufer rein rechnerisch sogar 31 Jahre günstiger unterwegs sind als mit Eigentum in Köln. Entfällt die Option auf Homeoffice, profitieren Pendler immerhin noch 16,8 Jahre (Monheim) bzw. 19,1 Jahre (Langenfeld).

Ob sich ein Umzug ins Umland lohnt, hängt folglich von vielen Faktoren ab. In manchen Fällen kann er für Pendler aber eine attraktive Alternative zum Leben in Köln sein. In der Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut rentierte sich der Kauf einer 120-Quadratmeter-Eigentumswohnung immerhin in 32 der 47 untersuchten Umland-Regionen.

Kauf im Speckgürtel auch
für Jungfamilien interessant

„In einigen Regionen hält der Kaufpreisvorteil für größere Eigentumswohnungen so lange an, dass ein Kauf auch für jüngere Familien und Paare im Speckgürtel vorteilhaft ist, selbst wenn ein Mitglied der Familie für den Rest des Berufslebens noch täglich in die Großstadt pendelt“, sagt Manuel Beermann, verantwortlich für das Immobiliengeschäft der Postbank. Spitzenreiter ist übrigens Leverkusen: Wer dort eine 120 Quadratmeter große Wohnung kauft und Homeoffice machen kann, profitiert rein rechnerisch 99,5 Jahre lang.