Ideen aus Ratingen Brautpaare stöbern jetzt online

Ratingen. · Mirco Köstring lädt zukünftige Brautpaare zu einem virtuellen Bummel über eine Hochzeitsmesse. Das kommt an.

Mirco Köstring (r.) und Ingo Nahser laden zur Online-Hochzeitsmesse.

Foto: Achim Blazy (abz)

Eigentlich verdient Mirko Köstring sein Geld als Diskjockey und sorgt auf Partys und Familienfesten für Stimmung. Zumindest bis Corona auf den Plan trat. Von einem Tag auf den anderen gab es keine Veranstaltungen mehr. Seit Mitte März 2020 wurde Köstring für keinen Auftritt mehr gebucht und verdiente somit keinen einzigen Euro.

Eine ganze Weile hielt der Ratinger die Füße still, hoffte jeden Monat darauf, dass er wieder arbeiten kann. Doch der Kalender blieb leer. Auch die Lockerungen, die im Juni vergangenen Jahres in Kraft traten, änderten daran nichts. Sie hätten zwar Feierlichkeiten bis zu einer Personenzahl von 50 erlaubt – doch die Kunden stornierten ihre Aufträge.

Es folgten Absagen für Karnevals- und Weihnachtsfeiern. Schon Mitte vergangenen Jahres fürchtete Köstring: „Ich persönlich glaube, dass sich das bis zum Frühjahr 2021 hinzieht, bis für uns alle wieder ein bisschen Normalität einkehrt.“ Gemeinsam mit weiteren Hochzeitsdienstleistern aus der Region demonstrierte der Ratinger damals vor dem Düsseldorfer Landtag. Die Forderung: Mehr Planungssicherheit für Dienstleister und Brautpaare. Dann veränderte eine Idee alles.

„Durch Corona sind derzeit keine Präsenzmessen möglich“, so Köstring. Betroffen sind alle Hochzeitsdienstleister in ganz Deutschland. Sie können nicht arbeiten. Trotzdem entschließen sich hin und wieder Paare auch in Zeiten der Pandemie zu heiraten. „Derzeit finden Hochzeiten nur in einem kleinen, coronakonformen Rahmen statt“, so Köstring. „Viele Paare planen aber, ein großes Fest nach Corona folgen zu lassen.“

Bislang klickten sich die Brautpaare mühselig durch das Internet, um die Seiten der Anbieter vor Ort zu finden. Köstring bündelt die Angebote an einer einzigen virtuellen Adresse. „53 Städte und rund 800 Präsentationen zählen wir inzwischen.“ Stöbern dürfen die Gäste vom heimischen Sofa aus in virtuellen Messehallen an virtuellen Messeständen. Dort können sie sich per Mausklick informieren, Fotos ansehen, Flyer herunterladen, Informationen aufrufen oder einen persönlichen Gesprächstermin vereinbaren.

Viele Aussteller nehmen die Besucher virtuell mit in ihre Geschäftsräume und lassen sich bei der Arbeit über die Schulter schauen. „Wir wollten den Online-Auftritt so nah wie möglich an die Präsenzmesse bringen“, so Köstring.

Interaktives Angebot
per Zoom oder Skype

Natürlich hat die Online-Messe 24 Stunden täglich, sieben Tage in der Woche geöffnet, aber: „Zu festgelegten Zeiten sind die Aussteller auch per Zoom oder Skype an den Ständen anzutreffen“, sagt Köstring. „Auf der Showbühne lassen sich zusätzlich Live-Events wie Modenschauen verfolgen oder Zuschauer erleben einen Goldschmied oder Konditor bei der Arbeit.“ Interessenten können sich per Zoom dazuschalten und Fragen stellen. So wird ein interaktives Angebot möglich.

Das Projekt, obwohl aus der Not geboren, kommt bei Heiratswilligen und Ausstellern gut an: „Inzwischen haben wir eine hohe Präsenz“, verrät der Ratinger, der schon mehr als 78 000 Heiratswillige gezählt hat, seit das Portal im Oktober 2020 an den Start ging.

„Noch vor einem Jahr gingen die Menschen ganz anders mit der Technik um“, sagt Köstring. Inzwischen gehören Video-Auftritte und Zoom-Konferenzen zum täglich Brot. Der Ratinger sieht deshalb in der virtuellen Hochzeitsmesse ein Zukunftsmodell.

Voll sind seine Auftragsbücher als DJ noch immer nicht. „Viele Paare sind noch verhalten. Wir hoffen auf die Monate Mai und Juni, wenn auch wieder unter freiem Himmel gefeiert werden kann.“ Bis dahin wird der Online-Auftritt weiter verfeinert.