Bei prächtigem Herbstwetter versammelte van Wonderen seine Mannschaft nach ein paar Passübungen im Kreis und ließ sie später in einem Trainingsspiel gegeneinander antreten. Immer wieder unterbrach der 55-Jährige die Partie, gab energisch Anweisungen. „Habt Mut, zu spielen“, lautete eine Devise, die der Nachfolger von Karel Geraerts über den Platz am alten Parkstadion rief.

Am Rand verfolgte Ben Manga die Einheit aufmerksam. Der Kaderplaner leitete die Trainersuche und verriet: Van Wonderen war einer von drei Kandidaten in der Endauswahl, „die die Kriterien von A bis Z erfüllt haben. Deswegen haben wir uns am Ende auch mit drei Kandidaten extrem intensiv befasst und Kees ist es dann am Ende geworden.“

Manga beeindruckten unter anderem Ausstrahlung und Akribie des früheren niederländischen Nationalspielers. „Wenn ein neuer Trainer, der aus dem Ausland kommt, am ersten Tag alle Namen kennt, zeigt das: Der ist heiß“, sagte Manga.

Die Hingabe für den Job überzeugte auch den Vorstandsvorsitzenden. Matthias Tillmann berichtete vom ersten Treffen mit van Wonderen beim Trainer zu Hause. Nach einem gemeinsamen Essen habe der Coach Tillmann und Manga auf das Sofa vor den Fernseher gebeten und Schalke-Spielszenen analysiert. „Das war eine Energie. Da brauchte ich keinen Kaffee“, sagte Tillmann. „Das habe ich so noch nicht erlebt.“

Seine Energie, seine Analyse-Fähigkeiten und seine Erfahrungen bei der Arbeit mit jungen Spielern soll Schalke auf dem angestrebten Weg helfen. Der hochverschuldete Revierclub will Spieler entwickeln, sie wertvoller machen und somit auch finanziell wieder erfolgreicher werden. Sportlich muss van Wonderen gleichzeitig möglichst schnell für Stabilität sorgen und die nötigen Punkte holen. Spätestens in der kommenden Saison soll der Aufstieg in die Bundesliga her.

Davon ist Schalke aktuell weit entfernt. Mit acht Punkten aus acht Spielen stehen die Königsblauen nur auf Rang 13. Zudem ist Schalke nicht gerade für Konstanz auf der Trainerposition bekannt. Der bis dato letzte S04-Coach, der mindestens zwei Jahre in dieser Funktion beim Verein arbeiten durfte, war Mirko Slomka. Er trainierte den Verein von Januar 2006 bis April 2008. Van Wonderen hat einen Vertrag bis zum Sommer 2026 unterschrieben. „Ich weiß, dass es nicht einfach ist. Aber einfach ist nicht das, was ich suche“, sagte der Coach.

Vor allem die Defensive macht auf Schalke Sorgen. Keine Mannschaft hat in der zweiten Liga mehr Gegentore kassiert, als die Gelsenkirchener - nämlich 19. „Aktuell haben wir ein Problem innerhalb der Mannschaftsstruktur“, erläuterte Manga. Van Wonderen soll dem Team helfen, „auf dem Feld klare Abläufe zu haben. Wie arbeiten wir als Mannschaft gegen den Ball? Die Stürmer, wann müssen die eventuell was machen? Diese Struktur meine ich“, sagte Manga.

Van Wonderen wollte sich nicht auf eine spezielle Spielphilosophie nicht festlegen. „Es geht mir nicht um ein bestimmtes Etikett, das ich mir selbst gebe“, sagte er. Er orientiere sich am internationalen Spitzenfußball: „Organisierter Fußball, von hinten raus. Mit Intensität, alle zusammen mit harter Arbeit. Das ist der Weg, wo man hingehen soll.“

Er selbst kennt internationalen Spitzenfußball aus seiner Zeit als Profi. Mit Feyenoord Rotterdam gewann van Wonderen 2002 den UEFA-Cup. Mit einer Nachfrage in die Medienrunde zeigte er, dass er sich nicht nur auf seine Mannschaft vorbereitet hat, sondern auch schon weiß, mit welchen Sprüchen und Witzen man auf Schalke punkten kann. „Wissen Sie noch gegen wen wir den UEFA-Cup gewonnen haben?“, fragte van Wonderen. Die Antwort lautet: Borussia Dortmund.

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