6000 Besucher beim achten Claus-Markt
130 Händler boten Kreatives und Originelles an — und setzten das maritime Motto toll um.
Soll der Weihnachtsmann doch seinen Schlitten und die rotnasigen Rentiere behalten — sein rebellischer Bruder Claus ist in diesem Jahr sowieso lieber als Kapitän mit dem Boot unterwegs. Beim Claus-Markt schipperte er am Wochenende durch den SMS Businesspark, zur Besatzung gehörten rund 130 Designer und andere Kreative aus ganz Deutschland. An Deck verkauften sie Ungewöhnliches wie Taschen aus alten Basketbällen, bunte Schürzen für Spülmittelflaschen und mit recycelten Kaffeekapseln dekorierte Lampenschirme, handgepflückte Kräuter aus Kreta, Glückssträhnen und Rote Fäden, Schmuck, Wundertüten und selbst genähte Unterwäsche.
Wie viele Passagiere die Crew an Bord begrüßte, konnten des Kapitäns höchste Offiziere Nicole Schlürensauer und Myriam Topel nur schätzen: „Wir haben etwa so viele Besucher wie in den Vorjahren“, sagten sie — also 5000 bis 6000.
Zum achten Mal hatten Nicole Schlürensauer und Myriam Topel „Claus“, den längst in der Stadt etablierten alternativen Weihnachtsmarkt, organisiert. Das Motto diesmal: „Claus auf hoher See“. Anfangs hatten nur ein paar Aussteller mitgemacht, jetzt bei rund 130 sei die Obergrenze erreicht, betonte Nicole Schlürensauer. „Wir wollen ja die Besucher auch nicht überfordern“, ergänzte sie. Rund 30 Aussteller waren zum ersten Mal dabei, wie etwa Melanie Heitmann-Schneider aus Bielefeld. Vor einem halben Jahr hat sie das Upcycling für sich entdeckt. Beim Claus-Markt zeigte die 38-Jährige unter anderem elegante Täschchen, die sie aus schwarzen Antirutschmatten genäht hat, sie verwertet auch Airbags, Kupfermuffen und Kaffeekapseln. Ihre Motivation: „Mir geht es darum, Müll zu entsorgen.“ An anderen Ständen spielte beim Design hingegen sicher auch eine gehörige Portion Nostalgie eine Rolle.
Da gab es etwa Ringblöcke, die als Deckblatt alte Kinderbuch-Cover zieren und Lampen, deren Schirme aus den Buch- oder Comicseiten jeweils eines bestimmten Werkes bestehen. Drei junge Frauen aus Krefeld stellen die Lampen her, zwei von ihnen waren beim Claus-Markt: Katrin Mevißen und Flora Mitzscherling. „Wir machen alles aus Büchern und Zeitungen, die eigentlich in die Mülltonne sollten“, erzählte Katrin Mevißen. An ihrem Stand hingen nicht nur Lampen, sondern zum Beispiel auch Ohrringe aus Origami-Figuren und ein Mobile, an dem Papierschiffe baumelten.
„Das haben wir extra für Claus gemacht“, sagte Katrin Mevißen — schließlich ist er ja diesmal auf hoher See. Deshalb gehörten zur Deko im SMS Businesspark übrigens auch ein Boot und eine auf Holz gemalte Meerjungfrau, Sand und Hunderte Papierschiffchen. „Claus ist ein cooler Markt, ich finde ihn super“, lobte Melanie Heitmann-Schneider. Wie sie, waren Katrin Mevißen und Flora Mitzscherling zum ersten Mal als Aussteller dabei und ebenso angetan von Claus: „Hier wird an den Ständen schon ein breites Spektrum geboten“, sagte Katrin Mevißen. „Ich bin überrascht, dass der Markt so riesig ist“, ergänzte die 31-Jährige.
Auf rund 2000 Quadratmetern verteilten sich die Aussteller, mittendrin stand ein DJ, der nur auflegte, was auch nicht im Entferntesten an Weihnachten erinnerte. Theresa Rosso und Greta Hergett genossen es besonders, dass die Gänge zwischen den Ständen diesmal viel breiter waren als in den Vorjahren: Nachdem sich die beiden fünf Jahre alten Mädchen von ihrem Taschengeld Armbänder gekauft hatten, rannten sie immer wieder durch die Halle, ihre Mütter Nadine Rosso und Karina Hergett schauten hinterher. „So etwas wie Claus kann Mönchengladbach gut gebrauchen“, sind sie sich einig. Es dürfe ruhig noch mehr solche Veranstaltungen geben, die nicht so konservativ seien, ergänzten sie. Besucher Thomas Renders hatte aber einen Verbesserungsvorschlag: „Hier gibt es viel mehr für Frauen als für Männer, da könnte sich ruhig etwas ändern“, sagte er. Der 32-Jährige war mit seiner Freundin Pia Krause und dem sieben Monate alten Sohn Carl zum Claus-Markt gekommen.
Der Kinderwagen passte problemlos durch die Gänge, so hatte Pia Krause genug Zeit, in Ruhe an den Ständen zu stöbern, ohne dauernd irgendwem ausweichen zu müssen. „Hier gibt es schöne originelle Sachen“, sagte die 28-Jährige. „Im letzten Jahr allerdings waren sie noch origineller“, ergänzte sie, bevor die kleine Familie noch eine Runde drehte und dann von Bord ging.