Gladbacher rettet Uhu-Dame

Landwirt Reiner Brungs fand gestern den Vogel, der sich mit einem Bein in einem Zaun verheddert hatte — gemeinsam mit der Feuerwehr befreite er das Tier.

Reiner Brungs traute seinen Augen nicht, als ihn eine Spaziergängerin am frühen Mittwochmorgen auf den unangekündigten Gast auf seinem Hof aufmerksam machte. Ein Knäuel aus Federn lag am Boden, so richtig erkennen konnte der Biolandwirt das Tier aber nicht in der Dämmerung. Langsam näherte er sich dem Häufchen und stellte erstaunt fest: Ein Uhu hat sich mit seinem Ring, den er am Bein trägt, im Zaun verheddert. „Genauer gesagt eine Uhu-Dame“, sagt Brungs.

Foto: Marcus Brungs, Feuerwehr

So etwas hat der Mann, der nun wirklich viel Zeit in der Natur verbringt, noch nie gesehen. Da Reiner Brungs der Fachmann für Obst und Gemüse ist, keiner aber, wenn es um Greifvögel geht, alarmierte er die Feuerwehr. Die langen Krallen jagten ihm nämlich ein bisschen Angst ein. Gemeinsam mit den beiden Einsatzkräften befreite der Biobauer den Uhu: „Die Feuerwehrmänner fixierten das Tier, ich schnitt den Zaun durch“, sagt er.

Zum Glück hüpfte die Uhu-Dame gleich los, nur richtig fliegen wollte sie nicht. Reiner Brungs war besorgt, verständigte am Nachmittag den NABU. Vielleicht hatte sich die Dame verletzt. Die gute Nachricht vorweg: Der Uhu-Dame geht es gut, sie war lediglich ein bisschen erschöpft nach ihrer Nacht in Gefangenschaft. Ornithologe Bernd Bäumer holte die Uhu-Dame ab und brachte sie in eine Greifvogel-Station zum Aufpäppeln. „2800 Gramm wiegt sie“, sagt Bäumer. Ein gutes Gewicht, wie er findet. Die junge Dame sei im Frühjahr geboren worden, in Elsdorf, direkt am Tagebau, rund 40 Kilometer von Gladbach entfernt. Am Wochenende soll die Uhu-Dame wieder freigelassen werden.

Für Reiner Brungs war der Fund des jungen Greifvogels „spektakulär“. Und witzig zugleich: „Ich gehöre einem Männerverbund an, dessen Wappen ein Uhu ist“, sagt Brungs. Bernd Bäumer dagegen weiß, dass es inzwischen wieder mehr Uhus in der Stadt gibt. Am Wasserturm in Wickrath brüteten sie gerne, bevor er abgerissen worden sei. „In der Nähe des Betonwerks Heyer vor Rheindahlen sind viele Uhus oder im Buchholzer Wald“, sagt der Experte. Er hofft, dass in fünf Jahren NRW flächendeckend besiedelt ist. Und er ist sehr zufrieden mit der Rettungsaktion, die der Biolandwirt einleitete. „Wer keine Greifvogel-Kenntnisse hat, der sollte vorsichtig sein“, sagt Bäumer. Schließlich kann so eine Uhu-Dame eine Flügelspannweite von bis zu 1,80 Meter erreichen.