Angeklagte gestehen Überfall auf Leihhaus
Vier junge Mönchengladbacher müssen sich wegen räuberischer Erpressung verantworten.
Wegen gemeinschaftlichen erpresserischen Menschenraubs und schwerer räuberischer Erpressung müssen sich seit gestern vier Mönchengladbacher, 20, 22 und 27 Jahre alt, vor der Ersten Großen Jugendkammer des Landgerichts verantworten. Die jungen Männer bestritten nicht, am 25. November 2015 das Leihhaus Bodenhagen an der Bismarckstraße überfallen und beraubt zu haben. Die Angeklagten sollen damals aus dem Tresor Pfandgegenstände im Gesamtwert von mehr als einer halben Million Euro entnommen haben.
Aussagebereit zeigten sich die Angeklagten gestern ohne Ausnahme. Ein fünfter unbekannter Komplize soll im geparkten Fluchtauto mit dem 22-jährigen Angeklagten gewartet haben, während im Inneren des Leihhauses drei Angeklagte unter Vorhalt einer Gaspistole die Angestellten zwangen, die Alarmanlage auszuschalten und den Tresor zu öffnen. Ausführlich erinnerte sich der 20-jährige Gladbacher, wie er auf „eine solche Idee“ gekommen war: „Ich hatte einen Kredit von 5000 Euro für ein Auto aufgenommen und kam mit meinen Schulden nicht mehr klar.“ Ein 22-jähriger Mittäter hatte ihm sinngemäß versprochen: „Ich hab da was laufen. Es geht um eine todsichere Sache. Hast du Lust mitzumachen?“ Vom Plan habe er gar nichts gewusst. „Ich sollte die Gaspistole mitbringen, die ich für Silvester gekauft hatte“, erinnerte sich das jüngste Mitglied des Quartetts. Zu dritt hätten sie dann morgens gegen fünf Uhr maskiert auf die Angestellten gewartet, die Frauen zu Boden gebracht und mit Klebeband gefesselt. „Sie haben gezittert vor Angst, obwohl wir gesagt haben, wir seien nur am Geld interessiert und würden ihnen nichts tun“, so der 20-Jährige.
„Mir wurde erst hinterher bewusst, was ich da gemacht hatte. Die Geiseln waren so alt wie meine Mutter“, erklärte der junge Mann gestern im Schwurgerichtssaal. Später bekam er 11 000 Euro von der Beute ab. Aber den Autokredit habe er nicht abgelöst. Bei den Opfern des Überfalles habe er sich entschuldigt und einen Täter-Opfer-Ausgleich organisiert.
Der 27-jährige Angeklagte erklärte in seinem Geständnis, er sei damals obdachlos gewesen: „Ich wusste nicht wohin und brauchte Geld.“ „Du kannst mitmachen“, habe ihm der 22-Jährige versprochen. Eine Woche später wurde das älteste Mitglied der Tätergruppe mit 4000 Euro an der Beute beteiligt. „Als ich von der Polizei festgenommen wurde, war alles weg. Ich hatte nichts mehr von dem Geld“, erinnerte sich der Mönchengladbacher. Zugleich tröstete er sich im Gerichtssaal: „Ich konnte damals immerhin meine Stromrechnung bezahlen. Eigentlich hatte ich mir mehr vorgestellt. Aber am Ende war ich zufrieden“, meinte der Angeklagte schließlich.
Einer der Tatbeteiligten erhielt damals 8800 Euro von der Beute. Aber über die unterschiedliche Teilung der Beute aus dem Leihhaus wurde damals offenbar nicht gesprochen. Der Prozess wird am Freitag mit Zeugen fortgesetzt.