Atelier-Stipendiat: Stani Michiels - Kunst als Augenzeuge der Geschichte
Als nächster junger Kreativer wird Stani Michiels gefördert und erhält das Gaststipendium der Stadt.
Mönchengladbach. Bevor Anfang Mai eine Fachjury die nächsten vier Künstlerinnen und Künstler bestimmt, die jeweils ein halbjähriges Atelierstipendium der Stadt Mönchengladbach erhalten, lebt und arbeitet mit Stani Michiels der mittlerweile 15. Stipendiat im Atelier an der Steinmetzstraße.
Bis Ende Juli gastiert der aktuell auserwählte, belgische Künstler im Gladbacher Atelierhaus, um unter anderem eine Ausstellung zum Abschluss des Stipendiums vorzubereiten. In der laufenden Schaffenszeit gewährte Michiels, 1973 in Geel geboren und in Amsterdam lebend, erstmals Einblick in seine Person und seine bisherigen Werke.
Neben Kunst hat er bis 2003 an zwei Akademien Architektur in Amsterdam studiert. "Das erklärt auch", meint Michiels zu Beginn, "welche Konzepte und Themen ich für meine Arbeiten auswähle." Architektur ist in seinen Arbeiten so etwas wie ein Augenzeuge der menschlichen Geschichte, eine Skizze der Gesellschaft. Viele der bisher entstandenen Werke sind digital mit selbst gemachter Software entstanden. Das Endergebnis ist meistens eine Zeichnung, ein Foto oder ein Video, in denen aber der digitale Ursprung nicht mehr erkennbar ist. So hat Stani Michiels Fotos für ein zwölfminütiges Video zusammengestellt, das eine Häuserfassade in Lissabon zeigt.
Erst beim genauen Betrachten ist die Entwicklungen an der Fassade zu erkennen. Dieses Fassadentagebuch, so nennt es Stani Michiels, erzähle nicht nur über die Menschen, die dort wohnen, sondern sei auch ein Sinnbild für eine Gesellschaft, die in "Boxen" lebe.
Ein anderes Drehbuch hat sich der Atelierstipendiat für eine Collage aus 312 Fotos ausgedacht. Hierbei hat er auf einer Weltreise den Begriff Lager bildlich festgehalten. Dabei wechseln sich unter anderem Aufnahmen eines Konzentrationslagers mit denen eines Indianerzeltes ab. Als weitere Bilderflut stellt sich das in Jakarta gefilmte Video dar, das auf einer endlos scheinenden Reise zwischen Nacht und Tag Tempel und Moscheen im Vorbeifahren zeigt.
Weniger als Film beginnt Michiels "china sketch book". Auf mehreren Seiten hat der belgische Künstler Fotos von Gebäuden zu Strichzeichnungen umgewandelt und so der Architektur ein neues Abbild verschafft.
Was Stani Michiels ab Juli für Mönchengladbach geplant hat, bleibt vorerst geheim. Nur sovielsei verraten: Die Gladbacher können ein mediales Übersetzungsprojekt unterstützen. Oder am 25. Februar ab 15 Uhr selbst dem Künstler im Atelier an der Steinmetzstraße 31 über die Schulter schauen.