Azubi-Firma: Wer übernimmt sie?
Oerlikon Schlafhorst schließt Ende 2011 den Standort Blumenberger Straße. Der Ausbildungs-Verbund soll bleiben, aber mit einem anderen Eigentümer.
Mönchengladbach. Oerlikon Schlafhorst, das den riesengroßen Produktionsstandort Blumenberger Straße zum Jahresende schließen will, sucht nach WZ-Informationen einen finanzkräftigen Interessenten für seinen Ausbildungsverbund mit derzeit 160 vorwiegend jungen Azubis und Umschülern.
Von offizieller Seite gibt es dazu zwar keine Stellungnahme, doch seit einiger Zeit finden Gespräche über einen Trägerwechsel statt. Fakt ist: Oerlikon Gladbach schickt keine neuen eigenen Lehrlinge mehr in die Werkstätten auf dem weiträumigen Areal.
Dafür aber zahlreiche andere Firmen: Sie lassen an der Landgrafenstraße ihren Nachwuchs zum Mechatroniker, Industriemechaniker und Elektroniker ausbilden. Und zahlen dafür.
Dass Oerlikon-Geschäftsführer Gerard Küsters die Azubi-Firma loswerden will, hat wohl praktische Gründe. Ende des Jahres will man die Produktion der Spinnmaschine „Autocoro“ in Speick stilllegen. Etwa 150 fest angestellte Mitarbeiter wechseln dann nach Übach-Palenberg, wo bereits die neue, aber teurere Version des Autocoro vor allem für den Asien-Markt gefertigt wird.
Anfang 2010 beschäftigte Schlafhorst Mönchengladbach noch rund 420 Mitarbeiter, in Übach-Palenberg waren es zu dem Zeitpunkt 480. Über 83 Beschäftigte in beiden Standorten sollten damals die Kündigung erhalten.
Doch wegen der guten Auftragslage, die anhält, verzichtete man auf Entlassungen. In Gladbach wurden allerdings Stellen über Altersteilzeit abgebaut — oder ältere Kollegen in Transfergesellschaften geschickt.
Im Moment arbeiten etwa 220 Personen in Speick am offenbar stark gefragten Autocoro „alt“ — darunter sind mit rund 60 auffallend viele Leiharbeiter, wie es in Belegschaftskreisen heißt. Diese 60 hätten keine Chance, mit nach Übach-Palenberg zu ziehen. Mit anderen Worten: Sie verlieren ihren Job.
Ob der Ausbildungsverbund auf dem Schlafhorst-Gelände verbleibt, hängt offenbar vom neuen Eigentümer ab. Denkbar sei ein Wechsel innerhalb der Stadt.
Reimund Strauß, Chef der Gewerkschaft IG Metall, äußerte sich gestern besorgt über die Zukunft des erfolgreich arbeitenden Verbundes. Lediglich die Großbetriebe Scheidt & Bachmann sowie SMS Meer seien noch ernst zu nehmende große Ausbilder in der Metall- und Elektro-Branche. Bei allen anderen Firmen sei die Situation unbefriedigend. Gehe der Verbund verloren, werde die Ausbildungssituation „noch schwieriger“.
In Übach-Palenberg, der Zukunft von Oerlikon-Schlafhorst, werden eigene junge Leute für Facharbeiter-Berufe qualifiziert.