Bandenkrieg: Polizei ermittelt gegen mindestens 53 Rocker

Es gab mehr Einbrüche. Teure Navis werden weiterhin bevorzugt gestohlen.

Mönchengladbach. Gut ein Jahr nach den blutigen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Rockergruppen in der Altstadt ermittelt die Polizei noch gegen mindestens 53 Beteiligte nicht nur aus Gladbach wegen gefährlicher Körperverletzung und schweren Landfriedensbruchs. In drei Fällen geht es beim Dauer-Streit zwischen Hells Angels und Bandidos — um „Marktanteile“ u.a. bei der Prostitution — um versuchte Tötung.

Das sagte Kriminaloberrat Joachim Jansen, als er mit Polizeichef Hans-Hermann Tirre die „Kripo-Bilanz 2012“ erläuterte. Auffallend: Die deutliche Zunahme der Betrugsfälle im Internet und der Wohnungseinbrüche.

Hierauf habe die Polizei reagiert — mit mehr Zivilstreifen, Trupps und dem Einsatz von täglich acht Motorrad-Beamten. Die Polizei könne aber nicht alles regeln, sagte Tirre. Deshalb sei es wichtig, dass Anwohner Verdächtiges bzw. Verdächtige (Tel. 110) mitteilen. Hier wünscht sich Jansen mehr „Bürgerbeteiligung“. Oder: Es meldeten sich zu wenig Zeugen. Bei den 971 Brüchen bzw. versuchten Einbrüchen (plus 13,8 Prozent zu 2011) wurde bevorzugt Schmuck gestohlen. Angesichts des zuletzt hohen Goldkurses eine lohnende Beute.

Jansen sieht bei den Einbrüchen keinen Stadtteil herausragen. „Das verteilt sich flächendeckend.“ Die Delikte würde je zur Hälfte tags bzw. nachts verübt. Da es in Gladbach viele An- und Verkaufsläden gebe, wo Beute angeboten werde, kontrolliere man solche Läden verstärkt. Mit Erfolg.

3897-mal wurden 2012 Betrugsfälle angezeigt — eine Steigerung von 26,7 Prozent. Auffallend hier ist der Betrug per Internet. Man bestellt, bezahlt, bekommt aber nicht die Ware. Ein Gladbacher Serientäter wurde geschnappt — er hatte 300 Kunden betrogen.

Gesunken ist der Anteil der Straßenkriminalität, Beispiel Handtaschenraub. 6110 Delikte wurden bekannt, 388 weniger als 2011. Fast jeder fünfte Fall wurde hier aufgeklärt. Bei der Kfz-Kriminalität ist die Nachfrage gerade aus dem osteuropäischen Raum nach hochwertigen Navis — eingebaute kosten zwischen 2500 und 5000 Euro — weiterhin hoch. 2001 Diebstähle an bzw. aus Autos wurden bekannt. Das sind zu 2011 168 Fälle weniger. Auch beim Navi- und Radio-Klau aus Autos werfe die Polizei einen kritischen Blick auf die An- und Verkaufsläden in der Stadt, so Jansen.

Bei der gefährlichen und schweren Körperverletzung (562 Fälle) wurden fast 70 Prozent der Täter geschnappt. Zieht man die Raubdelikte (320-mal) hinzu, gab es bei der Gewaltkriminalität eine Steigerung um 4,3 Prozent. Das „Abziehen“ unter Jugendlichen — einer nimmt dem anderen unter Androhung von Gewalt u.a. das Handy ab — gehört zu den so genannten Raubdelikten.

Bei den Sexualstraftaten verzeichnete die Polizei im Jahresvergleich 2011 zu 2012 einen Rückgang um 18 Prozent auf 146 Anzeigen. Bei fast 90 Prozent der schlimmen Vorfälle fassten die Beamten die Täter. 33 Kinder wurden sexuell missbraucht.

Bei zwei Tötungen und sieben versuchten Morden — genau so viele wie 2011 — wurden alle Beschuldigten festgenommen. Derzeit läuft das Gerichtsverfahren gegen den psychisch gestörten Amok-Fahrer, der auf der Monschauer Straße die Mutter dreier Kinder umfuhr und laut den Ermittlern absichtlich tötete.