Bei Hensen in Waldhausen wird wieder gebraut
42 Jahre nach dem Ende der Bierherstellung gibt es wieder Bier mit Gladbacher Wurzeln zu kaufen.
Jonas Rödig (30) und Patrick Schroeder (39) sind wahre Bier-Liebhaber, und vermutlich sind sie genau die Richtigen, die eine versiegte Mönchengladbacher Bierquelle wieder sprudeln lassen. Das originale Hensen-Bier in der gleichnamigen Brauerei in Waldhausen ist zurück — 42 Jahre, nachdem dort die letzten Gärtanks abgebaut worden sind und in der Zwischenzeit in der Gaststätte Hensen-Bier aus der Bolten-Produktion ausgeschenkt wurde. Zwei Bierfreunde haben zusammen mit Brauerei-Inhaber Norbert Kamps (56) das Ur-Gladbacher Bier wiedererfunden; und zwar im einzigen Gebäude, das von der traditionsreichen Brauerei nach dem Abriss in den Jahren 1981/82 noch übrig geblieben ist.
Patrick Schroeder, Bierbrauer
Mönchengladbach war einmal eine Bierstadt. Im 18. und 19. Jahrhundert waren es bis zu 144 Gaststätten und Brauereien, von denen die allermeisten aber nur für den privaten Zweck oder den eigenen Zapfhahn Bier herstellten. Hensen war unter diesen Brauereien immer die größte. Von diesem Bier-Boom war bis vor kurzem in Mönchengladbach gar nichts mehr übrig. In Korschenbroich braut Bolten, und die ehemalige Hannen-Brauerei in Neuwerk hat Oettinger übernommen. Aber nach einem Ur-Gladbacher Bier dürstet es in der Stadt schon lange. Das fanden auch Norbert Kamps, sein Neffe Patrick Schroeder und dessen früherer Kollege Jonas Rödig und bauten mit einem Jahr Planung und Vorbereitung die Brauerei von neuem auf.
Für die neuen Rezepturen von Pils und Alt brauchten sie nur wenige Minuten. „Wir haben genau die Rezepte aufgeschrieben, die wir selbst gerne trinken“, sagt Jonas Rödig. „Wir wollten keinen Standard, nichts kopieren“, sagt Schroeder. Das Pils ist sehr herb geworden, sehr hopfenbetont. Genauso das Alt, das eine leicht rötliche Farbe bekommen hat. Als dritte Sorte gibt es India Pale Ale in der Abfüllung. Eine wahre Spezialität ist das neue Coffee Stout, ein sehr dunkles Bier mit Kaffee-Aroma, das es bisher noch nicht in Flaschen gibt. Grundsätzlich gilt: Filtriert wird gar nichts.
Eine Massenproduktion wie damals wird es unter dem Namen Hensen nicht wieder geben. „Wenn’s gut läuft, schaffen wir 100 Flaschen in der Stunde“, sagt Patrick Schroeder.
Denn jeder Produktionsschritt ist Handarbeit. Deshalb ist das Bier im Moment auch noch eine Rarität. Beim ersten Werksverkauf war fast alles innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Auch eine Gladbacher Supermarkt-Kette vermeldete den Ausverkauf. In Kürze soll die Gastronomie in dem denkmalgeschützten Gebäude wieder eröffnen. Und an zwei Tagen in der Woche soll es einen eigenen Werksverkauf geben, erstmals zum Altstadt-Trödel am Sonntag, 30. April. Ansonsten können es Durstige auch jeden Tag bis etwa 16 Uhr in der Brauerei selbst versuchen.