Bezirksvertretung: Rot, Rot, Grün und einmal CDU

Entscheidung: Die Bezirksvertreter haben Dienstag die letzten drei von vier Vorstehern gewählt. Einmal musste das Los entscheiden.

Mönchengladbach. Sie war die letzte und wohl spannendste konstituierende Sitzung der neu gewählten Bezirksvertretungen. Im Stadtbezirk Ost gab es allerlei Rätselraten vor der geheimen Wahl am Dienstagabend um Kooperationen von SPD, FDP und Grünen sowie CDU und FWG.

Würde die FWG, die den CDU-Kandidaten und Ex-Giesenkirchen-Vorsteher Frank Boss nicht wollte, den CDU-Kandidaten Dieter Breymann stützen? Würde bei je neun Stimmen von Ampel- beziehungsweise CDU-FWG-Kooperation die Stimme der Linken, mit der der SPD-Kandidat Hermann-Josef Krichel-Mäurer bewusst nicht verhandelt hatte, das Zünglein an der Waage sein? Oder würde es mit dem Kandidaten Breymann, wie einige unkten, CDU-Abweichler bei der geheimen Wahl geben?

Der erste Wahlgang brachte neun zu neun Stimmen und eine Enthaltung. Bei der Stichwahl gab es neun zu neun Stimmen und eine Enthaltung. Und so musste das Los entscheiden. Und das entschied für Krichel-Mäurer. Der betonte danach, dass er das Amt nur annehme, weil er es ausschließlich mit den Stimmen der Ampel erlangt habe. Überraschend wurde übrigens der Grüne Hajo Siemes als Stellverteter gewählt.

In seiner Ansprache rief Krichel-Mäurer zur Zusammenarbeit auf, da es in Zukunft bei Sachentscheidungen kein Losverfahren geben könne. Er forderte dazu auf, die Bürger bei den "Entscheidungen mitzunehmen". "Wenn alle an einem Strang ziehen, werden es fünf gute Jahre für den Bezirk Ost."

Im Bezirk Süd stützte die Ampel, das stand schon vor der Sitzung fest, den bisherigen Bezirksvorsteher von Rheydt-Mitte Karl Sasserath (Grüne). Elf Stimmen hat die Ampel in "Süd". Elf Stimmen gab es für Sasserath und nur sieben für seinen CDU-Herausforderer Erwin Rüttgers. Die CDU hat im Bezirk acht Sitze, die FWG einen. Der Linke Rolf Floeren fehlte wegen Krankheit.

Nach seinem Amtseid kündigte Sasserath an, der neu zugeschnittene und mit 82000 Einwohnern größte Stadtbezirk "Süd" müsse "eine gemeinsame Identität finden, um dem Bezirk in der Stadt auch eine gemeinsame Stimme geben zu können". Die wirtschaftliche Lage sei angesichts der Wirtschaftskrise "aussichtslos".

Davon dürfe man sich aber nicht lähmen lassen. Als wichtigste Ziele der nächsten fünf Jahre nannte der Bündnis-Grüne Parteivorsitzende die Sanierung des Pahlkebads, Umgestaltung des Campusparks, das Innenstadtkonzept für Rheydt, besonders für den Rheydter Markt und die Verkehrsberuhigung in Geneicken. Positiv sei, dass die Routenführung der L 19 auf der Trasse der A 44 vom Tisch sei.

In der Bezirksvertretung West wurde Arno Oellers (CDU) gestern zum neuen Bezirksvorsteher gewählt. Von den 19 Bezirksvertretern stimmten 18 mit Ja, einer enthielt sich. Das gute Ergebnis für den Christdemokraten wurde möglich, weil sich CDU, FDP, SPD, Grüne und FWG im Vorfeld auf eine gemeinsame Liste geeinigt hatten. Der Grund: CDU und FWG auf der einen, die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP auf der anderen Seite, hatten mit jeweils neun Stimmen keine Mehrheit für einen eigenen Kandidaten. Daraufhin entschieden sich alle Parteien, bis auf Die Linke, zu einem gemeinsamen Kandidaten.

Oellers zeigte sich nach seiner Wahl optimistisch, mit allen Bezirksvertretern des neu entstandenen, "flächengrößten Bezirks der Stadt" gut zusammenarbeiten zu können: "Die Vorgespräche haben gezeigt, dass wir im Westen gut aufgestellt sind", sagte Oellers. Dies sei ein besonderer Tag. Denn mit dem neuen Bezirk West gehe ein Stück Geschichte zu Ende. Wickrath und Rheindahlen blieben weiterhin eigenständige Ortsteile, aber "wir arbeiten in den nächsten fünf Jahren daran, die Menschen und Vereine zusammenzubringen".

Bereits am Montag war Reinhold Schiffers (SPD) mit der Mehrheit der Ampel-Kooperation zum Bezirksvorsteher Nord gewählt worden. Schiffers war zuvor 34 Jahre Mitglied der Bezirksvertretung Stadtmitte.