Borussia-Park: Gänsehaut mit Grönemeyer
Der Bochumer Herbert Grönemeyer begeistert nicht nur die vielen Gladbacher. Probleme gab es in den oberen Rängen mit der Akustik.
Mönchengladbach. Der Bochumer beschert Gladbach sein bislang größtes Open-Air-Spektakel. Er kann es! Herbert Grönemeyer kann es wirklich. Er hat die mehr als 42.000 Zuschauer voll im Griff. Sein Klavier lässt er vorne aufbauen, auf dem kleinen Rund, in dem die etwa 30 Meter lange Rampe endet, die ihn von der Bühne herunter durch die Massen führt.
Punkt halb neun betritt er die Bühne, wird sofort umjubelt, setzt sich, fängt an zu singen, trifft sofort den richtigen Ton. Die Band setzt mit sattem Sound ein, die tiefe Trommel des Schlagzeugs lässt das Zwerchfell im Rhythmus sanft mit vibrieren, die Streichergruppe bringt den typischen vollen Sound original herüber.
Grönemeyer steht jetzt mit gespreizten Beinen vor seinem Instrument, seine Hüften markieren den Rhythmus, und sofort fliegen die Hände im gesamten Innenraum in die Luft, lassen sich mitnehmen, klatschen.
Und das wird nur noch intensiver, über das ganze Konzert hinweg. Direkt nach dem ersten Lied zieht er sich auf die Bühne zurück, das Klavier wird heruntergeholt, das Wetter scheint noch zu unsicher, schließlich hat es am Freitagabend während des Auftritts der Vorgruppen heftig geregnet. Doch der starke Verkehr in und um Gladbach herum ließ viele Besucher so verspätet eintreffen, dass sie den Schauer verpassten, und ab acht Uhr war es trocken.
Was "Herbie" allerdings spielt, lässt sich auf den oberen Rängen kaum erkennen. Die Halle hallt schrecklich, oben kommt nur eine eklige Matsche an und nur wenn ein langgezogenes "Bochum" dem Tonbrei sekundenlang Struktur gibt, nimmt man wahr, dass alle Menschen auf dem Rasen der Borussen " ich häng’ an Dir" mitsingen.
Etliche Zuschauer verlassen dort oben ihre Plätze. Heino Davids, Gruppenleiter vom Ordnungsdienst der Borussen, hat Verständnis: "Das Problem ist bekannt. Wir haben die Leute, die dort oben unzufrieden waren, weiter unten verteilt", sagt er.
Unten ist der Sound perfekt, die Stimmung grandios. Trotz großer Enge singen alle Menschen entspannt, begeistert, seine Lieder mit, die Klassiker der deutschen Rockmusik, von denen er keines auslässt. Die Besucher entzünden ihre Feuerzeuge bei den Balladen wie "Unser Weg".
Bereits kurz nach zehn verlassen Grönemeyer und Band zum ersten Mal die Bühne. Jetzt geht es nur noch nach heftigem Applaus weiter, Lied um Lied. Vielleicht kann Grönemeyer nicht singen, wie ihm oft vorgeworfen wird (obwohl er die Töne trifft). Aber wer kann das heutzutage schon?
So geniert sich keiner in seinem Publikum, trotzdem mitzusingen, und es ist schon ein Gänsehauterlebnis, wenn das komplette Stadion auf seine Angebot einsteigt, und er immer wieder im Wechsel mit den Zuschauern singt, sie alleine weiter singen lässt... Zugabe bis nach 23 Uhr.