Boss: Ich bin nicht befangen

Giesenkirchen 2015: Die FWG schaltet Düsseldorf ein. Das Millionen-Projekt bleibt umstritten.

Mönchengladbach. Frank Boss, Giesenkirchens Bezirksvorsteher und CDU-Ratsherr, hat gestern längere Zeit beim Anwalt verbracht. Danach lehnte sich der Politiker beruhigt in seinem Sessel zurück und erklärte: "Ich bin nicht befangen, der Versuch der Freien Wählergemeinschaft (FWG) läuft ins Leere." Die wolle nur miese Stimmung erzeugen, meint Boss.

Dass sich Boss juristisch beraten ließ, hat einen plausiblen Grund. Die FWG hat nämlich am Freitag an die Bezirksregierung geschrieben und in dem Zweiseitenbrief behauptet, der Politiker Boss sei beim Millionenprojekt Giesenkirchen 2015 höchst befangen. Die FWG bat die Kommunalaufsicht um Prüfung eines Vorgangs, über den die WZ mehrfach berichtete.

Der Giesenkirchen-Deal, der in kleiner Runde von CDU/FDP eingefädelt wurde, sieht vor, dass die Sportanlagen Puffkohlen, Asternweg sowie der Parkbereich Kruchenstraße Baugebiete werden. Diese Fläche von gut 80000 Quadratmetern kauft die städtische Kreisbau AG für 3,7 Millionen Euro.

Jene Kreisbau, bei der Boss’ Stiefvater Werner Wolf, ein altgedienter Christdemokrat, Vorstandschef ist, soll gleichzeitig für 2,7 Millionen Euro auf dem verwaisten Freibadgelände ein neues Sportzentrum bauen. Also bliebe für die Stadt rund eine Millionen Euro übrig.

FWG-Ratsherr Bernd Püllen sagt: "Herr Boss ist wegen der verwandtschaftlichen Beziehung zu Herrn Wolf befangen, also sind alle Beschlüsse null und nichtig." Außerdem wohne Boss am Asternweg "und habe etwas davon, wenn da gebaut wird."

FWG-Chef Erich Oberem hat in einer Art Aufsatz minutiös aufgearbeitet, dass die Stadt durch die Grundstücksveräußerung insgesamt auf 5,7 Millionen Euro verzichtet - und damit sowohl der Kreisbau als auch interessierten Bauträgern die Investitionen in Giesenkirchen "sehr schmackhaft macht". Der gesamte städtische Grundbesitz sei knapp 9,5 Millionen Euro wert. Giesenkirchen 2015, sagen Oberem wie SPD und Bündnis-Grüne, dürfe daher nicht umgesetzt werden.

OB Norbert Bude (SPD) sei gefordert, sich unmittelbar einzuschalten.