Ein Bad ist mehr als ein Becken voller Wasser

WZ-Serie: Im Bauch des Schlossbades Niederrhein befindet sich eine Fülle an Technik. Schwimmmeister Dietmar Schmitz arbeitet meistens in der Unterwelt.

Mönchengladbach.Vor einem strahlend blauen Himmel leuchtet das Schlossbad Niederrhein rot und silbergrau. Die Badegäste tummeln sich auf dem Freigelände - es herrscht prima Stimmung. Für die Besucher ist das Bad vor allem eins - Badespaß pur. Dass unter dem Gebäude gewaltige Anlagen dafür sorgen, dass immer genügend Wasser da ist, dass es warm und sauber ist, dass die Wildwasserbahn reißend ins Becken schießt und die Luft im Hallenbad angenehm temperiert ist, darüber macht sich kaum einer Gedanken.

Gleich am Eingang zwei große Pumpen: Sie versorgen die Hauptattraktion des Schlossbades, die Wildwasserbahn, mit Wasser. Pro Stunde strömen bis zu zwei Millionen Liter Wasser durch den Kanal. Der Energieverbrauch ist entsprechend groß: Etwa 20000 Euro kostet der Strom für die Bahn im Jahr.

Weiter hinten im Keller befinden sich "Herz" und "Gehirn" der Anlage, wie Rolf Heithausen, bei der NVV Abteilungsleiter für Bäder, liebevoll sagt. Das Herzstück ist die Dosierungsanlage für das Chlorgas. Es sorgt dafür, dass sich im Wasser keine Krankheitserreger bilden können. Behälter mit Salzsäure und Schwefelsäure wirken furchterregend, sind aber nur dafür da, den PH-Wert des Wassers auf neutralem Niveau zu halten.

Das Ganze läuft vollautomatisch ab, trotzdem steigen einmal pro Tag die Schwimmmeister in die Tiefen des Kellers, um per Hand nachzumessen und alles zu kontrollieren. "Ein Schwimmmeister muss schon mehr können als nur die Badegäste beim Schwimmen zu beaufsichtigen", erklärt Dietmar Schmitz, Betriebsleiter des Schlossbades. "Wenn nötig, können wir auch mit der Hand chloren."

Als Gehirn bezeichnet Rolf Heithausen die Mess- und Regeleinrichtungen, mit denen das Bad gesteuert wird. Ob Lufttemperatur oder Wassermenge - hier laufen alle Daten zusammen. Wo so viel geschwommen, gesprungen und gerutscht wird wie im Schlossbad, geht auch ständig Wasser verloren. Jeder Badegast, der das Wasser verlässt, nimmt beispielsweise an Körper und Kleidung einen Dreiviertelliter Wasser aus dem Becken mit. Allein ins Sportwasserbecken müssen deshalb täglich 170 Kubikmeter nachgefüllt werden.

Im Keller verteilt, finden sich gewaltige Betonwürfel - die Wasserspeicher. Darin wird das abfließende Wasser aufgefangen und in die Filter geleitet. Auch diese Filter sind in großen Betonblöcken untergebracht, in denen das Wasser durch dicke Schichten von Kies, Sand und Kohle gedrückt wird, um es zu reinigen. Das saubere Wasser wird schließlich wieder in die Niers geleitet.

"Wir hören oft Klagen über die Eintrittspreise", sagt Rolf Heithausen, "aber wer gesehen hat, welchen Aufwand wir treiben, um den Badespaß zu garantieren, versteht, dass die Preise die Kosten nicht zur Hälfte decken."