Bürger warten vergebens auf Flüchtlinge
Alles war gestern vorbereitet, um die Geflüchteten in Mönchengladbach willkommen zu heißen. Doch sie kamen nicht an.
Alles war hergerichtet: Die Feuerwehr hatte in der Krahnendonkhalle, in der am Wochenende noch über 1000 Vietnamesen feierten, 200 Betten für die kurzfristig angekündigten Flüchtlinge aufgebaut. DRK-Mitarbeiter bereiteten sich auf die Registrierung und ärztliche Erstversorgung vor. Trockner und Waschmaschinen wurden organisiert. Der Arbeiter-Samariter-Bund hatte das Essen vorbereitet. Die ökumenische Flüchtlingshilfe Neuwerk um Gemeindepfarrer Till Hüttenberger stand mit 25 Ehrenamtlern bereit. Und vor der Halle standen viele Bürger mit Willkommens-Schildern, Luftballons, Kuscheltieren und Süßigkeiten, um den Menschen, die in Ungarn so lange ausharren mussten, einen warmen Empfang zu bereiten.
Ein Bürger vor der Halle
Den ganzen Tag über hatte es eine wahre Welle der Hilfsbereitschaft gegeben: Ein syrisch sprechender Arzt aus dem Krankenhaus Neuwerk bot seine Unterstützung an. Eine Apotheke spendete spontan Hygiene-Artikel. Im Kloster Neuwerk waren Willkommens-Pakete gepackt worden. Und immer wieder erschienen Menschen, die Spenden abgeben oder helfen wollten.
Doch die Flüchtlinge kamen nicht. Immer wieder versuchten die Organisatoren die Bezirksregierung anzurufen, wann die Busse denn nun ankommen würden. „Wir haben auch keine Informationen, wie viele Kinder, Familien oder Einzelpersonen zu uns kommen“, sagte Stadtsprecher Dirk Rütten.
Denn unter keiner der angegebenen Telefonnummern in Düsseldorf war gestern ein Ansprechpartner erreichbar — auch unter den Notfallnummern meldete sich niemand. Um 18.45 Uhr kam endlich eine Nachricht aus Düsseldorf. Inhalt: „Mönchengladbach stand noch nicht auf dem Plan.“ Ob die Flüchtlinge heute kommen? Auch das ist noch nicht sicher. Am Vormittag soll es neue Informationen geben.
Bezirksvorsteher Hermann-Josef Krichel-Mäurer ging zu den Bürgern, die so lange vergeblich auf die Flüchtlinge gewartet hatten, und drückte sein Bedauern aus, dass ihre Geduld umsonst gewesen sei. „Das war nicht umsonst“, rief ein Mann, „es ist doch schön zu sehen, wie viel Solidarität die Mönchengladbacher mit den Menschen in Not zeigen.“ Und alle klatschten.
Am Vormittag hatte bei der Stadtverwaltung noch eine Arbeitsgruppe mit OB Hans Wilhelm Reiners und Dezernent Dr. Gert Fischer getagt. Die Unterbringung der 200 Menschen wurde geregelt: Bis Mittwoch sollen sie in der Neuwerker Krahnendonkhalle untergebacht werden, anschließend in beheizbaren Zelten für vermutlich fünf Wochen leben — die Dusch- und Sanitäranlagen der Mehrzweckhalle stehen ihnen zur Verfügung. Das ist eine Notlösung für einige Wochen.
Die Stadtspitze denkt über den Tag hinaus und will kurzfristig weitere Komplexe für insgesamt 800 Flüchtlinge schaffen. Die Idee dahinter: Sie will dem Land, das händeringend Plätze für die Erstunterbringung von Asylbewerbern sucht, diese Gebäude in Leichtbauweise anbieten. Und das Land bezahlt und rechnet die hier untergebrachten Flüchtlinge der Stadt auf deren Quote an.
Diese Pläne sind relativ weit gediehen. Mit dem Anbieter der Hallen ist die Stadt bereits im Gespräch, die Komplexe könnten ihr ab Anfang Oktober zur Verfügung stehen. Geprüft wird noch, ob die Hallen gekauft, geleast oder gemietet werden. Das Land signalisiert jedenfalls großes Interesse. Auch mögliche Standorte für die Gebäude hat die Stadt bereits begutachten lassen. Darunter soll auch der Parkplatz P 8 im Borussia-Park sein. Die Pläne könnten bis zur Sitzung des Finanzausschusses morgen spruchreif sein.