Mönchengladbach. "Ohne Politik kommen wir nicht ganz aus". Ein wenig ernüchtert musste Frederick Skupin als Sprecher der Bürgerinitiative "Nein zur L19" das Feld für Diskussionen in dem fast überfüllten Marienheim am Meerkamp mehr oder weniger den Vertretern der Politik überlassen.
Dabei hatte der im benachbarten Schelsen aufgewachsene Architekt zu Beginn der dortigen Infoveranstaltung noch ausdrücklich darauf hingewiesen, "überhaupt kein Forum für Politik zu bilden" und "überparteilich" zu sein. Überwiegend sachlich und detailliert hatte Skupin in einem knapp einstündigen Lichtbildvortrag unter anderem über die Geschichte der L19 und den Verkehrsentwicklungsplan gesprochen.
Abermals verwundert zeigte er sich gegenüber den über 200 Zuhörern, dass die frühere Reichsstraße 59 immer wieder neu auf den Verhandlungstisch gelegt worden sei.
Als reine Autobahn hätte man die Strecke, so Frederick Skupin, bis heute aus Umweltschutzgründen nicht durchbekommen. Doch seit Anfang 2006 wurde im Zuge der Ortsumgehung Ruckes eine 6,5 Kilometer lange "innerstädtische Umgehungsstraße geplant, die als Überlandabkürzung genutzt werden würde" in die Gesamtverkehrsplanung NRW (IGVP) aufgenommen - die Landtraße L19. "Die Straße ist als Gesetz auf Landesebene festgesetzt", machte deshalb der SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Willi Körfges den Anwesenden klar.
Bevor aber diese von der Bürgerinitiative als vierspurige, mit Kosten von zehn Millionen Euro bezifferte Verbindungsstraße zwischen Sasserath im Süden und Schloss Rheydt im Norden Wirklichkeit wird, soll das "Szenario 2015" mit allen Mitteln verhindert werden.
Angestrebtes Ziel sei es, auf einen Ratsbeschluss hinzuwirken, der die umstrittene Straße aus den Plänen zurücknehmen soll. Mit Zustimmung vernahm man daher auch den rot gefärbten Hinweis zur anstehenden Kommunalwahl, für eine "andere als die regierende Partei zu stimmen".
Im Anschluss an den Vortrag beantwortete Bodo Wissen, verkehrspolitischer Sprecher der SPD im Düsseldorfer Landtag Fragen zu den Planungsabläufen bei Projekten in der Größenordnung der L19 auf Landesebene. So gebe es nach Aussage des Klever Politikers kein Verkehrsprojekt, das nicht ohne Klagen über die Bühne gehe.
Während Karl Sasserath, Oberbürgermeister-Kandidat der Grünen, einräumte, 80 Prozent des besagten Grund und Bodens lägen im Besitz der Stadt, sah Günter Dorn, Vorsitzender des Bürgerverein Dohr, sogleich die "Gefahr, nie eine Entlastung" zu bekommen.
Kurze Bedenken äußerten auch einzelne Bürgerinnen und Bürger. Ein Grundstückseigentümer sah bei der L19-Planung den drohenden Verlust von Grund und Boden, eine Frau zeigte sich einfach enttäuscht - sie wollte doch "irgendwie etwas ermutigenderes zu hören" bekommen. Dafür plant die Bürgerinitiative weitere Aktionen: Bereits am 7. Mai wird es um 17 Uhr vor dem Rathaus in Giesenkirchen eine Demonstration gegen den geplanten Bau der L19 geben. kroe