Carsharing jetzt auch in Gladbach

An vier Standorten werden Wenig-Fahrern Autos zur Verfügung gestellt.

Ob er mit diesem Auto denn auch einfach drei Wochen in Urlaub fahren könne? Die Frage des Bau- und Planungsdezernenten Gregor Bonin sorgt zunächst für Erheiterung, dann für Konfusion. Ja, es sei prinzipiell möglich, die Carsharing-Fahrzeuge tageweise und über einen längeren Zeitraum auch im Ausland zu nutzen, heißt es schließlich; man müsse sich halt durchrechnen, ob sich das tatsächlich rentiert. „Und wenn das wirklich mal jemand machen sollte und die Fahrzeuge über längere Zeit weg wären, könnten wir jederzeit andere nachschieben“, sagt Stephan Coenen, Geschäftsführer des Autohauses Walter Coenen.

Gedacht ist das neue Carsharing-System, das es ab sofort in der Stadt gibt, aber natürlich in erster Linie für Wenig-Fahrer, die nur gelegentlich mal einen Wagen brauchen, Studenten etwa. Es sollen aber auch Firmenkunden angesprochen werden. Coenen ist der Betreiber und stellt zunächst vier Fahrzeuge an festen Standorten auf: Sittardstraße 56, Rheydter Straße 284 (Hochschule), Bahnhofstraße 99 (Rheydt Hbf) und Europaplatz (Mönchengladbach Hbf, ab 1. Januar 2016). Dort gibt es feste Stellplätze, wo die Wagen abgeholt und wieder abgestellt werden müssen. Ford kooperiert dabei mit dem Marktführer Flinkster, der Carsharing-Gesellschaft der Deutschen Bahn. Wer sich registrieren lässt, kann somit auch auf alle Fahrzeuge von Flinkster und dessen Kooperationspartnerzugreifen.

Und so funktioniert das System: Man registriert sich bei Coenen an der Monschauer Straße 46 durch Vorlage von Personalausweis und Führerschein. Die Registrierung kostet in der Startphase einmalig 9,90 Euro; die ersten 100 Kundenkarten sind umsonst und sogar mit zehn Euro Fahrtguthaben versehen. Mit der Zugangskarte oder per App lassen sich die Autos öffnen, Schlüssel und Tankkarte sind dann im Handschuhfach. Buchungen sind möglich über www.ford-carsharing.de, eine Smartphone-App oder per Telefon. Getankt werden muss nur — mit der Tankkarte auf Rechnung des Autohauses — wenn der Tank weniger als viertelvoll ist. Es gibt keine monatliche Grundgebühr; es fallen lediglich eine Kilometergebühr (19 Cent) sowie ein Stundenpreis an (variiert von 1,50 bis sechs Euro, je nach Tageszeit und Fahrzeugtyp). Reserviert werden kann beliebig lange im Voraus, ebenso für regelmäßige Zeitblöcke. „Wir bieten das erste flächendeckende herstellerbasierte Carsharing-System an“, sagt Frank Hendricks, Geschäftsleiter der Ford-Händler-Dienstleistungsgesellschaft. In 45 Städten gibt es das System bereits. „Eine mittlere Großstadt wie Mönchengladbach braucht so etwas unbedingt“, ist Carsten Knoch, der städtische Mobilitätsbeauftragte, überzeugt. Denn bisher war die Stadt diesbezüglich eine Servicewüste, und die großen Anbieter wie DriveNow und Car2Go machen auch weiter einen Bogen um die Stadt. Doch das „Gladbacher Modell“ mit festen Stellplätzen und einem örtlichen Anbieter hat durchaus seinen Charme. Auch wenn vier Wagen zunächst nicht nach viel klingen — wenn Nachfrage und Stellplatz-Angebot vorhanden seien, könne man aufstocken, sagt Coenen. So sei etwa auch ein eigener Wagen für die Stadtverwaltung denkbar; Bonin sicherte Gesprächsbereitschaft zu.

„In absehbarer Zeit werden wir kein Geld mit dem Carsharing verdienen“, unkt Coenen. Zunächst stelle man erst mal 80 000 Euro gebundenes Kapital an die Straße und müsse abwarten, wie das Angebot angenommen werde.