Das war die Gladbacher Session

Die vergangenen Karnevalswochen hatten es wieder in sich. Und das war los in der Stadt.

Die Prinzenpaar-Familie

Ein Prinzenpaar mit so kleinen Kindern hat es lange nicht gegeben. Und Peter I. und seine Niersia Janie haben es auf ganz natürliche und sehr sympathische Art verstanden, auch in der Prinzenpaar-Zeit Familie zu bleiben. Annick (4), die selbst bei den Uehllöekern tanzt, turnte schon bei der Proklamation mit auf der Bühne herum. Und auch Pierrick (6) war bei allen wichtigen Terminen wie beim Rathaussturm und dem Zug gestern mit dabei. Kinder gehören zum Karneval dazu, auch wenn Mama und Papa gerade in merkwürdigen Kostümen durch die Säle ziehen. Eine wichtige Erkenntnis dieses Zugs.

Es macht richtig Spaß zu sehen, wie viel Mühe sich viele Mönchengladbacher inzwischen mit dem Verkleiden geben. Doch wenn man all die tollen Kostüme, Accessoires, Schuhe, Perücken und Taschen sieht, ahnt man, was da am Ende auf der Rechnung gestanden hat. Eintrittskarten, Essen und Trinken kommen noch dazu. Darum bei aller Freude über so viel Pracht mal der dezente Hinweis: Man kann mit wenig Aufwand selbst irre Kostüme zaubern, ohne dafür profunde Fachkenntnisse haben zu müssen. Ein bisschen Fantasie reicht — und ein Internetzugang. Denn gut geklaut ist halb gewonnen.

Prinzessin Elleny und Prinz Lukas besuchten nicht nur viele Sitzungen, sondern hatten auch Zeit für jede Menge persönliche Kontakte in Schulen, Kindergärten und Altenheimen. Prinzessin Elleny bewies mit viel Charme, dass sie für die Bühne geboren ist. Ihre offene Art kam bei den Jecken gut an. Prinz Lukas wird als einer der körperlich größten Kinderprinzen in die Geschichte des Gladbacher Karnevals eingehen.

Warum eigentlich zum 20. Mal „Ich bin ne Kölsche Jung“ singen — was ja nachweislich nicht stimmt — oder zum 16. Mal die Pointen des bekannten Redners aus der Domstadt hören? Die Region hat selbst nicht nur saaagenhaften Karneval, sondern auch klasse Künstler. Darum sagen wir: Mehr Garderottis (auch in ihrer neuen Besetzung klasse), mehr Dröpkes. Und mehr Künstler wie Et Röschen. Sie ist pensionierte Lehrerin, studierte zusammen mit Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners und ist eine echte Rampensau. Ob ein zum Kleid umgenähtes Sofa, eine selbst gestrickte Unterhose oder ein Heiligenschein — Et Röschen ist vor nix fies. Auch die Geschwister Schmitz von Schwarz-Gold Rheydt beweisen seit Jahren, wie es geht. Und wir haben noch viel mehr Talente: Wer Christoph Wellens an der Gitarre beim Karnevalsempfang der Kanzlei Dr. Backes + Partner erlebt hat, war einfach baff über so viel Kreativität und Witz.

„Gladbach hat auf jeden Fall ’nen saaagenhaften Karneval“, sangen die Lala-Boys der KG De Leckere Jecke auf vielen Bühnen. Beim Musikwettbewerb „Jeck-Duell“ von WDR4 landeten sie mit dem Mönchengladbacher Mottolied auf Platz zwei. Ihr Sessionshit war einmal ein völlig anderer Stil. Statt rhythmischem Klatschen zu lauten Klängen war Schunkeln angesagt. Die Wahl, das außergewöhnliche Trio als Interpreten zu nehmen, war die richtige. Für ihre Gesellschaft war es ein Erfolg, weil diese elfjähriges Bestehen feierte.

Oha, eine Frau im Amt des Adjutanten. Ob das gut geht? Diese Frage stellten sich vor der Session viele Karnevalisten, und die Ernennung Gersmanns zur Adjutantin polarisierte. Die Regimentstochter der Prinzengarde der Stadt Mönchengladbach belehrte alle eines Besseren. Sie war eine perfekte Adjutantin, blieb immer im Hintergrund und war sich für nichts zu schade. Eine echte Karnevalistin. Und was war mit der Strumpfhose? Die zog Prinz Peter selber an. Ohne ihre Hilfe. Künftige Prinzenpaare dürfen sich freuen, eine richtig gute Adjutantin zu bekommen. Zusammen mit Amtskollege Dieter Lichtenhahn ein klasse Gespann.

80 Jahre jung und fit wie nie. Wenn die Große Rheydter Prinzengarde zu einem ihrer Jubiläen so wie in diesem Jahr eine eigene Sitzung stemmt, bekommen sie mehrere Stunden Programm nur mit eigenen Kräften hin. Ganz stark! Die Gardegirls um Kommandantin Sonja Kreuels sorgten just bei der Sitzung zum 80-jährigen Bestehen der Garde in Schwarz-Weiß für einen Höhepunkt der gesamten Session. Von diesem Auftritt wird man noch lange sprechen. Überhaupt war die Sitzung so stark, dass wir am liebsten jedes Jahr eine Sitzung der Rheydter Garde gucken würden.

Am meisten Zuwachs haben die Kindergarden bekommen. Bei vielen Gesellschaften war der Unterschied zum letzten Jahr auffällig. Tanzen, und dann noch mit super Kostümen; steht bei den ganz Kleinen offenbar hoch im Kurs. Übrigens sind auch viele Jungs dabei. Um den tanzenden Nachwuchs muss man sich definitiv keine Sorge machen.

Sie ist 103 Jahre alt und war die älteste Besucherin der Seniorensitzung in der Rheydter Stadthalle. Noch völlig fit, feierte sie mit, sang und lachte. Als das Prinzenpaar von ihr erfuhr, stieg es von der Bühne, ging zu Emmi Pott und verlieh ihr einen Orden. Emmi Pott ist der Beweis dafür, dass der Karneval Generationen verbindet.

Seit vielen Jahren sammelt der MKV mit einer Spardose in Form eines Clowns Geld für den Veilchendienstagszug. In dieser Session erweckten sie den Clown zum Leben. Als richtiges Maskottchen sorgte er für viele nette Momente. Erfunden von MKV-Vize Hans-Peter Jansen lachte sich der lustige Geselle in die Herzen der Jecken. Zu verdanken hat er das Elke Fünfstück, Dr. Markus Hardenack und Denise Brenneis. Diese drei steckten im Kostüm des Clowns und verhalfen ihm zum Leben.

Sie begleiten das Kinderprinzenpaar zu ihren Auftritten und stehen den beiden großen Prinzengarden in nichts nach. Während sie bei ihren Auftritten stets adrett auftreten, lassen es die Kinder bei ihrem eigenen Empfang so richtig krachen. Bei einer Playback-Show zeigen sie, dass sie wahre Multitalente sind. In dieser Session erlebten Gerhard Delling und Günther Netzer, alias Anna-Leonie Pütz und Jonas Vits, die WM-Finals mit deutscher Beteiligung noch einmal mit, während passend dazu Schlagerstars erschienen.

Beim Ritterfest auf Schloss Rheydt sorgten die Ritter der Compania Ferrata mit spektakulären Kämpfen beim Ritterturnier für den Höhepunkt. Nun wagten sie einen Schritt in die Narretei und begleiteten beim Feldlager der Stadtgarde das Prinzenpaar. In voller Montur sorgten sie so für einen Hingucker, wie es ihn noch nie gegeben hat. Besonders freute sich Elmar Eßer. Der Chef der Stadtgarde kennt die Truppe durch seine Arbeit als Prokurist der Marketinggesellschaft der Stadt.

Die Kölschrocker treten nur ganz selten in Mönchengladbach auf. In dieser Session gaben sie sich mal wieder die Ehre. Mit ihrem Superhit „Kölsche Jung“ begeistern sie das gesamte Rheinland. Bei den Wenkbülle verwandelten sie das Publikum in den größten Chor der Stadt. 1000 Stimmen sangen den Hit mit. Gänsehautatmosphäre im Theater im Nordpark.

Kein anderer sagt so oft die Worte „auf das Herzlichste“ wie er. Und das ist keine Floskel. Hans Schäfer, Präsident der Gelb-Blauen Funken, meint es genau so, wie er es sagt. Für seine Verdienste, sein Engagement und seine Herzlichkeit verlieh ihm die Große Gladbacher Karnevalsgesellschaft den Orden Pro meritis in carnevalis diebus — die höchste Auszeichnung im Gladbacher Karneval.

Die KG „Die Kreuzherren“ Wickrath feierte närrisches Jubiläum und wurde dreimal elf Jahre alt. Ein toller Empfang, zu dem fast alle Gesellschaften kamen, zeigte, welchen Stellenwert die Gesellschaft hat. Mit einer Jubiläumssitzung sorgten die Kreuzherren dafür, dass die Adolf-Kempken-Halle beinahe ausverkauft war und setzten einen für Wickrath karnevalistischen Höhepunkt. Diese Sitzung konnte sich sehen lassen!

Die Hausfrauennachmittage der KG Immer lustig Holt sind berühmt berüchtigt. Zwar war es dort auch in den vergangenen Jahren voll, doch mit 2100 jecken Mädels schafften die Holter einen bis dahin unerreichten Rekord. Er wird einmalig bleiben. Ab dem kommenden Jahr gibt es weniger Tische, aber dafür mehr Platz. Archivfotos: Ilgner (2), Raupold (1), Knappe (1), privat (3)