Gladbach feiert saaagenhaften Zug
Der Veilchendienstagszug startete mit kleiner Verspätung. 400 000 Besucher trotzten dem schlechten Wetter.
Gladbach hat auf jeden Fall ’nen saaagenhaften Karneval: Es war schon saaagenhaft, wie die jecken Gladbacher das diesjährige Motto umsetzten. Saaagenhaft war, wie sie dem ungemütlichen Wetter trotzten. Nebelig-trüb, bisschen Sprühregen — na und?! Saaagenhaft war auch, wie schnell der Prinzenwagen-Traktor repariert war.
Kurz vor dem Start des Veilchendienstagszugs hatte der plötzlich nur noch knatternde Geräusche mit reichlich Auspuffqualm produziert. Die Unpässlichkeit des Motors wurde auf der Stelle behoben. Der Zug konnte starten — mit lässigen vier Minuten Verspätung. Um Punkt 13.15 Uhr passierte die Zugleitung das herrschaftliche Hofgefährt seiner Tollität Prinz Peter I. und Ihrer Lieblichkeit Prinzessin Niersia Janie.
Dahinter — wie in jedem Jahr — der dolle Klaus (mit bürgerlichem Namen Klaus Brose), der ab der ersten Minute für Stimmung unter den Zuschauern am Straßenrand sorgte. Unermüdlich feuerte er sie an. Und er hielt bis zum Ende durch. Da hatte er dann locker fast 400 000 närrische Zuschauer entlang des Zugwegs zum Schunkeln und Singen animiert.
3900 aktive Karnevalisten sorgten dafür, dass der Zug saaagenhaft wurde. 52 Fußgruppen waren wie immer besonders kreativ und präsentierten sich als quietschgrüne Drachen in Begleitung einer Vielzahl blonder Siegfriede aus Rheindahlen, bezaubernde Jeannies, just der Flasche entschlüpft, waren aus Kothausen angereist. Die Dorfbroicher Karnevalisten schickten eine Menge Froschkönige ins Rennen, und aus Pesch kamen wunderschöne Elfen mit noch schöneren Ohren.
Zudem gab es saaagenhafte Wickrather Schlossbewohner, aber auch saaagenhafte Schlümpfe, saaagenhafte Wikinger, eine saaagenhafte Blumenwiese, eine saaagenhafte Mühle und sogar einen saaagenhaften Brotaufstrich — lustig in Szene gesetzt von der Marmeladenfabrik Mühlhäuser.
Zwei der fünf Motivwagen bezogen sich auf bundespolitische Themen — Ursula von der Leyen als Mutter der Kompanie mit einem Kinderwagen voller Baby-Soldaten und die unendliche Geschichte des Berliner Flughafenbaus. Die lokalen Wagen griffen den Streit um die lauten Pfauen im Odenkirchener Tierpark auf, Sevilla als Gegner Borussias und die Sauberkeit in der Stadt.
Die Zeichnung von Karikaturist Nik Ebert thematisierte das Attentat auf die Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“. Sie zeigte einen IS-Attentäter, der soeben einen Karnevalisten enthauptete und nun dessen Kopf präsentiert. Dem entsteigt eine Spruchblase: „Hahaha, und jetzt?“ Auf dem Clownkostüm die Aufschrift „Kappenfreiheit“.
Prinz Peter I. und Prinzessin Niersia Janie nahmen den langen Zug der Festwagen, Traktoren Bagagewagen, Fußgruppen, Tanz- und Funkengarden, Musikkapellen, Reitergruppen und Kutschen ab — und zwar würdevoll-majestätisch voller Begeisterung und Dankbarkeit für eine tolle Session, mit viel Gelächter und Gesang.
Letzterer geriet speziell bei Prinz Peter gelegentlich in saaagenhafte Schieflage. Das machte er allerdings saaagenhaft wett, indem er allein in der Zeit, bis sich sein Hofgefährt in Bewegung setzte, allein 368-mal „Halt Pohl“ gerufen hatte. Und das ist ohne Frage saaagenhaft.