Der Hofmarschall dankt ab
Heinz Kleef hat seit 16 Jahren die Prinzenpaare begleitet. Am 9. Juni gibt er sein Amt ab.
Mönchengladbach. Den Titel Hofmarschall mochte Heinz Kleef anfangs gar nicht. „Prinzenführer gefiel mir viel besser“, erinnert er sich an seine Anfänge im Amt im Jahr 1997. Prinzenführer nannte man in Düsseldorf den Mann, der den Karnevalsprinzen von Termin zu Termin fuhr. 4000 bis 6000 Kilometer waren es meist in der Session, die Kleef mit dem MKV-Prinzenpaar im von Mercedes gestellten Wagen abspulte.
„Organisiert werden die Termine in Düsseldorf von einer Geschäftsführerin“, berichtet Kleef aus den Gepflogenheiten der großen Nachbarstadt. Seitdem er das weiß, ist er zufrieden mit der Bezeichnung Hofmarschall. „Ich habe doch eine ganz andere Verantwortung.“ Der Hofmarschall war früher immerhin der oberste Verwaltungsbeamte eines Hofes, organisierte Empfänge und Audienzen, Reisen, Staatsbesuche und den fürstlichen Haushalt. Kleef organisiert fast 500 Termine für das Prinzenpaar. Momentan bereits die für 2013.
„Da weiß ich dann auch, dass wir pünktlich sein werden“, sagt er. Eine soldatische Tugend, auf die der Sohn eines Schneidermeisters, der als Soldat zwei Weltkriege überlebte, von Kind an getrimmt wurde. „Bei uns zu Hause wurde beispielsweise nach der Uhr gegessen. Wenn man meinen Vater fragte, ob er Hunger hatte, sagte der: „Ja, es ist gleich halb sieben.“
Ohne Pünktlichkeit des Prinzenpaars könnten die Gesellschaften ihre Sitzungen nicht optimal abhalten, begründet er. „Das Publikum ist das Wichtigste im Karneval. Dem muss man eine optimale Show bieten“, sieht er die Sache professionell pflichtbewusst.
Dazu gehört auch, dass sich das Jeckenpaar als Herrscher des närrischen Volkes präsentieren kann. Kleef bringt der Prinzessin das frisch gereinigte Kleid mit, sorgt dafür, dass Präsente und Orden im Gepäck sind und achtet auf den sinn- und effektvollen Ablauf der Auftritte. Die nötigen Erfahrungen dafür sammelte er unter anderem in seiner Zeit als Tanzmeister der Prinzengarde bis zum Jahr 1990. „Es ist ja schon ein Unterschied, von wo aus der Einmarsch in die Halle startet“, nennt er die Details der Inszenierung, auf die er großen Wert legt.
Seit 16 Jahren kommen sie den Majestäten des MKV zugute. „Wie sollen sie das wissen, wenn sie einmal im Leben Prinzenpaar sind.“ Kleef hat sich angesehen, wie die Auftritte in Köln und Düsseldorf laufen. „Von der Präsentation des Prinzenpaares her sind wir genauso gut.“ Vorteile gäbe es für die dortigen Oberhäupter, weil sie in der Stadt einen anderen Stellenwert hätten und sich deswegen vieles einfacher organisieren ließe, beispielsweise werde dort der Wagen von Polizeibeamten während ihrer Freizeit gelenkt.
In der Prinzengarde ist er seit seinem 18. Lebensjahr. „Da wollte ich in einen Karnevalsverein“, sagt Heinz Kleef. Der seiner Wahl stieß bei seinem Vater nicht gerade auf Gegenliebe. „Der drohte mir mit Erziehungsanstalt“, erinnert er sich. Kurz darauf kam eine Einladung der Gladbacher Prinzengarde. „Sie suchen genehme junge Herren, und ich solle mich vorstellen“, erinnert er sich an das Jahr 1960.
Die Liebe zum Karneval kam relativ spät. „Wenn mein Großvater mit mir als Kind in Düsseldorf zum Zug gehen wollte, habe ich ihn weit vor dem Graf-Adolf-Platz gebeten, umzukehren. Das „Helau-Geschrei“ war mir zu laut.“ In Gladbach ging es: „Halt Pohl klingt irgendwie angenehmer.“ Auch dort hat er lieber auf dem Mäuerchen gesessen und zugesehen, als sich in der ersten Reihe um die Kamelle zu kloppen. Vielleicht ist das der Grund, warum er lieber Regisseur im Hintergrund ist, als selbst Prinz zu sein.
Am 9. Juni wird er sein Amt in der Jahreshauptversammlung des MKV niederlegen. „Dann werde ich wieder bei den Rot-Grauen aktiv“, freut er sich. „Die große Uniform habe ich noch. Und die fünf Kilo, die ich mehr drauf habe, habe ich bis zum Beginn der Session runter“, sagt er.