„Der ist einfach ins Messer gefallen“
Strafprozess Der Angeklagte, Jonny Ludwig W. (39), ist sich keiner Schuld bewusst.
Mönchengladbach. Zusammengesackt sitzt Jonny Ludwig W. (39) auf der Anklagebank. Seine Aussagen sind mehr ein Wimmern und von großer Unsicherheit geprägt. Immer wieder guckt er in den Zuschauerraum, wo sich viele Familienangehörige lautstark versammelt haben.
Der 39-Jährige muss sich seit gestern vor dem Landgericht wegen des versuchten Totschlags verantworten.
In blütenweißem Hemd verfällt er bei jeder schärferen Frage des vorsitzenden Richters, Lothar Beckers, immer wieder in einen wehklagenden Tonfall.
Weniger zimperlich soll er sich nach Ansicht des Staatsanwalts vor zwei Jahren aufgeführt haben, als er am Abend des Eröffnungsspiels der Fußball-WM seine beiden Hunde Gassi führte.
Laut Staatsanwalt hatten sich der 39-jährige Angeklagte, der einen Dackel und einen Labrador-Rottweiler-Mischling ausführte, und das spätere Opfer (48), das einen betagten Labrador bei sich hatte, zunächst ein heftiges Wortgefecht geliefert.
Dabei sei es um das Aussehen und das Anleinen der Hunde gegangen. Aus der verbalen Auseinandersetzung habe sich schließlich eine Schlägerei entwickelt.
Jonny Ludwig W.: "Auf einmal hat der Typ auf mich eingeschlagen. Es ging alles so schnell, dann lag ich am Boden. Ich konnte mich nicht wehren. Ich hatte Angst."
Der Staatsanwalt sieht die Tat so, dass W. der Aggressor war und brutal auf den damals 46-Jährigen eingeschlagen hat. "Dann hat W. sein Klappmesser gezogen und damit zugestochen".
Gemeinsam mit seinem hinzu gekommenen Bruder Mike W. (er ist wegen gefährlicher Körperverletzung mitangeklagt und streitet alle Vorwürfe ab) hätten sie dann auf das leblos am Boden liegende Opfer eingetreten.
"Nein, so war das nicht, ich hab das Messer nur aufgemacht, um dem Mann Angst einzujagen, dann muss er dort hineingefallen sein und hat mich dann weiter geschlagen", so Jonny Ludwig W.
Die Anwältin des Opfers, Hiltrud Hoeren, reagierte entsetzt. "Dann frage ich mich, warum mein Mandant damals nur durch mehrere Notoperationen gerettet werden konnte und 16 Blutkonserven brauchte."
Der Prozess wird am 8.August fortgesetzt.