Die Stadt sucht neue Büros: Mini-Rathaus von der Stange?

Haus Westland als Büro- und Servicestandort der Stadt ist passé – nun werden Ersatz-Alternativen durchgespielt.

Mönchengladbach. Haus Westland als zentraler Büro- und Bürgerservice-Standort der Stadtverwaltung ist gestorben. "Wir müssen leider davon ausgehen, dass Haus Westland nicht durch ein neues Center ersetzt, sondern nur renoviert wird - und in ein renoviertes Objekt werden wir kaum zurückkehren", sagte ein leitender Beamter der Stadt am Donnerstag.

Also werden verwaltungsintern verschiedene Varianten durchgespielt, wo die mehr als 100 Stadt-Angestellten künftig arbeiten werden, die derzeit in Ausweichquartieren an Volta- und Fliethstraße untergebracht sind. Im neuen "Stadtmitte-Rathaus" soll auch Service für die Bürger geboten werden - ob bei Fragen zum Pass, zum Auto oder zu Kanalgebühren.

Kaum eine Chance hat diese Überlegung: Die Stadt eröffnet bzw. mietet im geplanten ECE-Center (altes Theater/Finanzamt Kleiststraße) eine große Büro- und Service-Zentrale. Derzeit läuft zudem der Fassaden-Wettwerb für Gladbachs "Neue Mitte".

Große Chancen eingeräumt - weil rasch zu realisieren - werden einem Neubau an der Aachener Straße gegenüber dem städtischen Verwaltungs-Hochhaus Oberstadt. Bis auf die Kopfbauten an der Ecke Viersener Straße/Alter Markt gehört die Häuserzeile der Stadt. Die Eigentumsfrage ist folglich so gut wie geklärt, zudem besteht Baurecht.

Da die Stadt kein Geld für neue Büros hat, könnte sie bauen lassen und als Mieter einziehen. Bauträger sollen sich bereits angeboten haben. Mit rund acht Euro je Quadratmeter sind die Mieten in Büro- und Geschäftshäusern derzeit zumindest relativ günstig. Denkbar ist auch ein Leasingvertrag zwischen Investor und Stadtverwaltung.

Anfang September hatte die britische Numisma-Gruppe erklärt, sie werde Haus Westland aus Renditegründen lediglich sanieren. Für sechs bis acht Millionen Euro. Die Numisma, die bereits als dritter Investor für das neue Haus Westland antrat, ist Eigentümerin der Alt-Immobilie. Angrenzende, längst verwahrloste Grundstücke für das gut 40-Millionen-EuroProjekt wollte man mit dem Bauantrag bis 30. September erwerben - und bezahlen.

Die Stadt bzw. ihre Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG und die NVV AG bleiben auf ihren millionenteuren Vorleistungen sitzen. So wurden dutzende mietpreisgünstiger Häuser für das neue Zentrum mit Büros und Geschäften und einem Parkhaus (555 Stellplätze) abgerissen.

Wegen des Millionen-Vorhabens zog Hauptmieter Stadt vor Jahren aus Haus Westland aus mit der politisch gestützten Zusage: Wir kommen wieder.

Doch mehrfach wurde das Projekt verschoben, mehrfach verlängerte die Stadt ihre Zusage zu einem Mietvertrag, nach dem sich Investoren gewöhnlich die Finger lecken: rund 8000 Quadratmeter für 20 Jahre plus Option von zweimal fünf Jahren zum Jahresmietpreis von etwa 800 000 Euro. Diese Zusage endet am 30. September.

Wahrzeichen Das Stadtmitte-Wahrzeichen aus den 50er Jahren sollte schon Anfang 2007 abgerissen werden.

Probleme Doch dann gab es auch Probleme mit Mietern, die Langzeitverträge haben und relativ hohe Ausgleichszahlungen für einen vorzeitigen Auszug verlangen.

Situation Der Komplex steht größtenteils leer und verkommt. Für das neue Haus Westland, aber auch für die verlängerte Steinmetzstraße wurden dutzende Häuser abgerissen. Auf diesen Grundstücken herrscht Wildwuchs.