Entschärfung: Die Profis und die Bombe

Ein Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg hat den Kampfmittelräumdienst beschäftigt.

Mönchengladbach. Die Polizei riegelt den Reststrauch ab, im Umkreis von 250 Metern werden 14 Firmen und ein Baumarkt evakuiert, 20 Anwohner müssen ihre Wohnungen verlassen.

Um zehn Uhr bringt Sprengmeister Jost Leisten am Zünder ein Entschärfungs-Gerät an. In etwa 50 Zentimeter Entfernung ist eine kleine Kamera aufgebaut.

Um kurz nach 10 Uhr gehen die Männer des Düsseldorfer Kampfmittelräumdiensts zum Lkw, auf dessen Ladefläche ein Laptop steht. Er zeigt ein Bild des Zünders samt Entschärfungsgerät.

Ziel war eigentlich die Bahnlinie zwischen Wickrath und Odenkirchen gewesen. Doch die Fünf-Zentner-Bombe der Engländer landete im Zweiten Weltkrieg in 100 Metern Entfernung im Acker.

"Auf der Seite und nicht auf dem Zünder", wie Sprengmeister Leisten feststellt. Deswegen detonierte sie nicht. Anderthalb Meter tief lag sie unter der Erde, Gras wuchs darüber.

Nun muss sie unschädlich gemacht werden, damit das Areal zwischen Reststrauch, Bahnlinie und Baumarkt Hornbach bebaut werden kann. Vor der Freigabe des Gebiets wurde der Kampfmittelräumdienst mit der Überprüfung auf Sprengkörper beauftragt.

Man wertete alte Luftaufnahmen aus, von den Engländern nach den Luftangriffen gemacht, um den "Erfolg" der Zerstörungsversuche zu dokumentieren.

Fünf fragliche Stellen wurden auf dem Flurstück ausgemacht, mit dem Navigerät GPS eingemessen und mit Metalldetektoren untersucht - dabei stieß man auf die Bombe. Am Donnerstag wurde sie entschärft.

Es wird ernst: Leisten nimmt eine Fernbedienung in die Hand. Ein Zug fährt vorüber. Er blickt auf die Uhr: "10.10 Uhr", kommentiert er die letzte Bahn, die noch ungehindert passieren kann.

"Wir haben ein Zeitfenster bis 11 Uhr", sagt der Fachmann gelassen. Er ist seit 1993 Feuerwerker, hat mehr als 100 Bomben entschärft. "Da habe ich aufgehört zu zählen." Jetzt wird auch die Autobahn gesperrt und alle Neugierigen werden von der Wiese verscheucht.

Um 10.30 Uhr eine laute harte Detonation. "Jetzt haben sie den Zünder gesprengt", sagt Frank Helmges vom städtischen Ordnungsamt in sicherer Entfernung. In einem Loch, das der Räumdienst dafür in die Erde gegraben hatte.

"Wir sind fertig", benachrichtigt Helmges per Handy seine Mitarbeiter an den Absperrungen, und wenige Sekunden später donnert der Verkehr wieder über den Reststrauch.