Entwidmung: „Juppekerk“ wird bald zur Grabeskirche
Den letzten Gottesdienst feierte die Gemeinde in St. Josef. Viele Gläubige könnten dort irgendwann ihre letzte Ruhe finden.
Mönchengladbach. Bis auf den letzten Platz besetzt war die Kirche St. Josef in Rheydt, und am Ende des Familiengottesdienstes flossen viele Tränen. Als Domkapitular Rolf-Peter Cremer am Sonntag das Dekret des Aachener Bischofs Heinrich Mussinghoff verlas und die Kirche entwidmete, konnten zahlreiche Rheydter ihre Tränen nicht zurückhalten. „Historisch“ nannte Pfarrer Klaus Hurtz denn auch den letzten Gottesdienst, den die Gemeinde am Sonntag in der „Juppekerk“ feierte.
Seit dem 1. September ist sie entwidmet, und nach einem Umbau wird sie ihrer neuen Bestimmung als Grabeskirche zugeführt, der dritten in Mönchengladbach nach St. Elisabeth in der Stadtmitte und St. Matthias in Günhoven. Die Zustimmung unter den Gemeindemitgliedern ist trotz der Trauer groß. „Eine Grabeskirche ist eine schöne und würdige Lösung“, war immer wieder auf dem Pfarrfest zu hören, das im Anschluss an die Familienmesse stattfand.
Maria Wenthen (57), die direkt an der Kirche wohnt, sah in der Bestimmung als Grabeskirche die einzige Möglichkeit, die Kirche für Rheydt zu retten. „Ein Wohngebäude hätten wir uns nicht vorstellen können“, sagte auch Alexandra Seifert (39), Mitglied des GdG-Rats. „Die Zahl der Gläubigen schrumpft, und es gilt, den vorhandenen Kirchenraum sinnvoll zu nutzen“, erklärte Pfarrer Klaus Hurtz. „Die Kirche verfallen zu lassen, wäre ein Verbrechen an unserem Stadtteil gewesen“, so Pfarrer Hurtz weiter.
Tatsächlich hat der Zahn der Zeit deutliche Spuren an dem mehr als 100 Jahre alten Gebäude an der Keplerstraße hinterlassen. Die Fassade bröckelt, und der Turm wird aktuell für mehr als eine Million Euro saniert.
Der Gedanke hinter der Umwidmung in eine Grabeskirche ist damit auch profaner Natur: Die Gelder, die die Kirche aus den Urnenplätzen einnimmt, sollen in die Renovierung fließen. Sabine Vennen, die zukünftige Ansprechpartnerin, wenn es um die Grabeskirche geht, hat schon jetzt 60 Reservierungen entgegengenommen. Zwischen 3500 bis 4000 Urnenplätze sollen zur Verfügung stehen, wenn der Umbau abgeschlossen ist.
Die Gründe, warum sowohl Angehörige als auch noch lebende Gläubige ihre zukünftige Grabstätte in einer Grabeskirche wählen, sind vielfältig. Ganz pragmatisch ist der Gedanke, dass die Grabpflege entfällt. „Viele Rheydter kennen die Kirche seit ihrer Kindheit und können sich gut vorstellen, dort auch begraben zu sein“, weiß Sabine Vennen aus Erfahrung.
„Eine Grabeskirche vermittelt auch ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit“, so Sabine Vennen weiter. Fertiggestellt und eröffnet wird die Grabeskirche St. Josef im Laufe des Jahres 2015.