Erstklässler: Mehr zappelnde i-Dötzchen
Bei den Untersuchungen des Schulärztlichen Dienstes sind wieder viele Kinder mit Übergewicht und motorischen Problemen aufgefallen. Diesmal wurde noch intensiver hingeschaut.
Mönchengladbach. Angst davor haben, dass ein Kind nicht schulfähig ist, brauchen Eltern nicht zu haben. "Es geht eigentlich eher darum, die richtige Schulform für ein Kind zu finden", sagt Wolfgang Ditz, Leiter des Schulärztlichen Dienstes in Mönchengladbach, der fertig ist mit den Schuleingangs-Untersuchungen aller Kinder, die nach den großen Ferien in die Schule kommen.
Die richtige Schulform, das reicht von der regulären Grundschule über so genannte integrative Schulen, an denen normale und Kinder mit Defiziten gemeinsam unterrichtet werden, bis hin zu speziellen Förderschulen verschiedenster Ausrichtung.
Was die Probleme angeht, die von den Mitarbeitern des Schulärztlichen Dienstes entdeckt wurden, so ist laut Ditz die Zahl der Kinder mit spezifischen Defiziten in den vergangenen Jahren in etwa gleich geblieben.
2009 waren etwa 5,9 Prozent der Kinder übergewichtig, 15,2 Prozent hatten motorische Defizite, konnten also etwa nicht schnell auf der Stelle hüpfen. Das ist in diesem Jahr ähnlich, auch wenn es noch keine zusammengefassten aktuellen Zahlen der Untersuchung 2010 gibt.
Allerdings hat Ditz über die vergangenen Jahrzehnte hin eine Zunahme sowohl der übergewichtigen als auch der Kinder mit motorischen Defiziten beobachtet. "Auch der Anteil der ,Zappelphilipp-Kinder’ mit Konzentrationsmängeln bis hin zum Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom ADS, nimmt langfristig gesehen zu." Fernsehen, Computer und zu wenig Bewegung dafür als Ursachen festzumachen, sei zwar eine gängige Vermutung, aber bislang nur Spekulation, sagt der Mediziner.
Die gute Nachricht: Anders als in Städten wie etwa Wuppertal ist der Schulärztliche Dienst in Mönchengladbach fertig mit den Schuleingangs-Untersuchungen. Denn das war nicht ganz selbstverständlich. "Durch die Schweinegrippe-Impfung sind wir in Verzug gekommen. Wir konnten erst Mitte Dezember mit den Untersuchungen beginnen", sagt Wolfgang Ditz.
Das und eine neue Vorgabe für die Untersuchungen namens Sopess (Sozial Pädiatrisches Entwicklungs- Screening für Schuleingangsuntersuchungen) brachte die Mediziner ins Schwitzen. "Haben wir früher 20 Minuten für jede Schuleingangsuntersuchung benötigt, sind es nun 30", sagt Ditz. Kommt dann noch wie in anderen Städten hinzu, dass es im Gesundheitsamt zu wenig Stellen gibt, kommt man schnell in Verzug. "Das ist in Mönchengladbach aber nicht der Fall", versichert Ditz.
Neu an Sopess ist, dass nun unter anderem auch das Zahlen- und Mengen-Verständnis der Kinder getestet wird. Außerdem schaut der Arzt zur Untersuchung der Feinmotorik zu, wie die Kinder ein Bild malen. "Das wurde früher bei einer Assistentin gemacht und der Arzt urteilte nur noch anhand des entstandenen Bilds", erklärt Ditz.
Das neue Screening trägt außerdem dem Umstand Rechnung, dass die Landesregierung schrittweise das Einschulungsalter herabsetzt. Wurde früher der schulpflichtige Jahrgang vom 1.Juli bis 30. Juni des Folgejahres gerechnet, wird es ab 2014 der 1. Januar bis 31. Dezember sein, also die Kinder bis zu einem halben Jahr jünger in die Schule kommen. Bis dahin verlängert sich der Zeitraum schrittweise um einen Monat.
Im Schuljahr 2010/11 werden die Kinder schulpflichtig, die zwischen 1. September 2003 und 31. August 2004 geboren sind, im kommenden Jahr die, die zwischen 1. September 2004 und 30. September 2005 geboren sind. "Dadurch werden aber die Kinder, die wir untersuchen auch immer jünger. Die alten Bewertungen konnten wird deshalb nicht mehr anwenden", sagt Ditz.