Fliegende Autos am Flughafen
Die „NitroManiacs“ fahren mit ihren Modellbuggys auf einem speziellen Parcours. Ein Fahrzeug kostet gerne mal 1000 Euro.
Mönchengladbach. Mit Vollgas steuert Manuel Arndt auf den großen Sprunghügel zu, das Auto hebt ab, fliegt knapp zehn Meter durch die Luft und setzt dann fast sanft wieder auf dem Boden auf.
Das ist natürlich keine Szene aus dem öffentlichen Straßenverkehr und auch keine mit einem straßentauglichen Fahrzeug. Arndt steuert mit seiner Fernbedienung einen Gelände-Buggy im Maßstab 1:8. Er ist der Vorsitzende der „NitroManiacs“, die ihr Trainingsgelände in der Nähe des Gladbacher Flughafens haben.
Obwohl die Fahrzeuge Modellautos sind, können sie (fast) alles, was ein richtiges Rennauto kann. „Viele Einstellmöglichkeiten sind vergleichbar mit einem Formel-Eins-Auto. So können wir beispielsweise Federung und Dämpfung auf die Strecke abstimmen“, sagt Andreas Prott, der nicht nur selbst aktiv ist, sondern sich mit Sven Nerreter im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Werbung engagiert.
Etwa zwei PS bringen die Buggys auf die Bahn, und trotz der zahlreichen Sprunghügel erreichen sie Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 40 Stundenkilometer — je nach Getriebeübersetzung. Die Rennstrecke hat nicht nur viele Sprunghügel, sondern ist insgesamt sehr uneben.
Ungewöhnlich: Die „NitroManiacs“ haben den Lehmboden komplett mit einem Kunstrasen überzogen. „Das war einfach Faulheit. Eine solche Strecke braucht weniger Pflege und hat den Vorteil, dass man sie bei fast jedem Wetter befahren kann“, sagt Prott.
Der Modellautosport ist nicht ganz billig. Einsteigermodelle gibt es zwar schon für rund 200 Euro. „Aber die halten hier auf unsere Strecke nicht lange“, sagt Nerreter. Für Rennversionen der Buggys müssen die Fahrer inklusive Reifen und weiterem Zubehör mindestens 1000 Euro investieren, um bei Wettbewerben konkurrenzfähig zu sein. Die meisten Modellauto-Fahrer setzen auf Verbrennungsmotoren, einige verwenden elektronische Antriebe, die mit Akkus betrieben werden.
Die Motoren dürfen nicht lauter als 83 Dezibel sein. Ärger wegen der Lautstärke gab’s aber noch nie. „Gleich nebenan werden Flugzeugtriebwerke getestet“, sagt Prott. Ein Gelände zu finden, auf dem sie ihren Sport ausüben können, war für die „NitroManiacs“ nicht leicht. Mehr als zwei Jahre dauerte die Suche, ehe sie vor vier Jahren ihre jetzige sportliche Heimat am Flughafen fanden.
Die Strecke war auf dem rund 2000 Quadratmeter großen Gelände schnell gebaut, und schon nach vier Monaten ging der erste Klublauf über den Kunstrasen. Die meisten der aktuell 86 aktiven Mitglieder kommen aus Gladbach und sind zwischen zehn und 70 Jahre alt.
Einige kommen aber auch aus Viersen, Krefeld, Neuss und Düsseldorf. „Ein Fahrer arbeitet in China. Er kommt nur ein- bis zweimal im Jahr auf das Gelände“, sagt Nerreter. Gastfahrer sind bei den „NitroManiacs“ willkommen. Sie müssen allerdings ihre eigenen Autos mitbringen. Für die Gelände-Nutzung zahlen sie 15 Euro pro Tag.