Gladbachs Ehrenbürger: Eigentlich hatte er fünf Vornamen

Tonio Bödiker (1843 bis 1907) war Landrat des Kreises Gladbach und erster Reichsversicherungspräsident.

Mönchengladbach. Eigentlich hieß er Anton Wilhelm Laurenz Karl Maria Bödiker. Dass er mit so einem langen Namen „Tonio“ gerufen wurde, verwundert nicht. Tonio Bödiker war von 1873 bis 1881 Landrat des Kreises Gladbach und wurde als dritter Mensch zum Ehrenbürger der Stadt gemacht. 1897 bekam der Staatsmann in Rheydt die Urkunde verliehen.

Seine Meriten verdiente sich Bödiker im Laufe seiner Karriere hauptsächlich in Berlin. Nachdem im Kaiserreich die Kranken- und Sozialversicherungspflicht eingeführt worden war, wurde Bödiker 1884 der erste Präsident des Reichsversicherungsamtes. Damit schrieb Bödiker nicht weniger als europäische Sozialgeschichte. Vier Jahre nach der Amtsgründung war Bödiker bereits Chef von 60 Mitarbeitern.

Seine Karriere begann früh. Bödiker war im Emsland aufgewachsen und hatte in Heidelberg, Berlin und Göttingen studiert, ehe er 1864 mit 21 Jahren in den Justizdienst eintrat. Acht Jahre später war er bereits im Innenministerium tätig.

Dann wurde er als Landrat nach Gladbach berufen. Der Kreis umfasste seinerzeit Teile der heutigen Städte Mönchengladbach, Viersen, Willich und Korschenbroich. Die Kreisverwaltung war in Gladbach untergebracht.

In Bödikers Amtszeit wurde am 10. Januar 1897 das neue Rathaus in Rheydt eingeweiht, das bis heute am Marktplatz steht — und anlässlich der Einweihung wurde dem höchsten Funktionär des Kreises auch die Ehrenbürgerwürde verliehen.

Nach seiner Zeit als Verwaltungschef in Gladbach und Berlin wurde er Vorstandsvorsitzender der Siemens und Halske AG. 1907 starb Bödiker in Berlin.

In Rheydt hat er zumindest im Stadtbild Spuren hinterlassen: Im Süden wurde die Bödikerstraße nach ihm benannt.