Ganz ohne Spaß: Die närrischen Wagen beim Tüv

Am Veilchendienstag sollen nur sichere Mottofahrzeuge durch die Stadt rollen. Die Prüfer schauen genau hin.

Mönchengladbach. Ob die Elefanten durch den Tüv kommen, bleibt abzuwarten. Sie sind das persönliche Wappentier von Bernd Gothe, dem Vorsitzenden des MKV, des Mönchengladbacher Karnevals-Verbandes. Und sie sollen dessen Wagen auf dem Umzug am Veilchendienstag zieren. Die Elefanten sind teilweise aus scharfkantigem Metall gearbeitet. "Die sind so weit oben, das stört niemanden", gibt Gothe sich gelassen.

"Wir werden uns das genau ansehen, sagt Jürgen van Nieuwenhofen. Er ist ehrenamtlicher Fachbereichsleiter Veilchendienstagszug beim MKV, im richtigen Leben bei der Deutschen Bundesbahn zuständig für die Abnahme von Reisezugwagen im Fernverkehr, und macht als solcher einen unbestechlichen Eindruck. Er arbeitet bei der Abnahme der Karnevalswagen eng mit Tüv-Prüfer Josef Kemper zusammen.

Der schlägt gerade eine Fahrzeug-Identifikationsnummer in den Rahmen eines Wagens, der neu beim Veilchendienstagszug eingesetzt werden soll. Bei dem war alles in Ordnung. Ein anderer wurde ausgemustert: Die Feststellbremse fehlte. "Aber wir haben dieser Gesellschaft einen Ersatzanhänger angeboten", sagt Nieuwenhofen. Auf den können jetzt die Aufbauten montiert werden. "Es geht nicht darum, jemanden auszubremsen. Wir alle wollen einen sicheren Zug."

Kemper überprüft neben der Bremse auch Deichsel und Zuggabel, die tragenden Teile, die Reifen und das Licht. Ringsum muss der Wagen vor allem zwischen den Achsen über Abschottungen verfügen, damit Kamelle sammelnde Kinder nicht unter die Räder kommen.

Aber auch um die Sicherheit der Kamelle-Werfer macht sich der Tüv Gedanken. Der Boden muss rutschfest sein, es muss eine Absturzsicherung geben. "Manchmal sind es ganz dumme Sachen", berichtet Nieuwenhofen. "Spackschrauben," mit denen die Wannen für das Wurfmaterial am Wagen befestigt sind, "die in die Wanne ragen", und beim Greifen nach den Kamelle zu Verletzungen führen könnten.

50 der beim Veilchendienstagszug auflaufenden Fahrzeuge werden in der Halle in Lürrip gebaut, und Nieuwenhofen sieht sie sich schon während der Entstehung an.

75 sind regelmäßig beim Umzug und müssen alle drei Jahre zum Tüv, das heißt, das rund ein Drittel sich jedes Jahr der Abnahme stellt. "In den Zwischenjahren erfolgt die letzte Abnahme" - eine Woche vor dem Zug - "der restlichen zwei Drittel durch mich", sagt Nieuwenhofen. Auch die werden also nicht ungeprüft aufs närrische Volk losgelassen. Bernd Gothes Wagen - wie auch der Prinzenwagen - sind in diesem Jahr nicht dran.

Gothe sieht sich gerade den Wagen 57 des Kinderprinzenpaares an. Ein riesiger grauer Elefant, mit einem blau-metallisch glänzenden Sattel auf dem Rücken. "Wie sieht das denn aus?" tut er seinen Unmut kund. Das Metallpapier, aus dem die Litze für die Sattelumrandung gearbeitet wurde, ist umgeknickt und zeigt seine profan weiße Unterseite. "Da muss noch was dran getan werden."

Test: Die Brauchtumsfahrzeuge müssen alle drei Jahre vom Tüv abgenommen werden. Er überprüft Bremse, Deichsel, Zuggabel, tragende Teile, Reifen, Licht, die Aufbauten, die Abschottung zwischen den Achsen, Absturzsicherung und den rutschfesten Boden für die Kamellewerfer.

Umzug: 75 Wagen werden beim Gladbacher Veilchendienstagszug dabei sein. 50 von ihnen werden derzeit in Lürrip auf dem Gelände am Fleenerweg gebaut.