Kopfnote „gut“ für alle Schüler?
Beurteilung: Lehrer diskutieren über die Zeugnisse. Für ein normales Sozial- und Arbeitsverhalten soll es eine „Zwei“ geben.
Mönchengladbach. Fast wären die Kopfnoten zur Farce geworden. Auf den Zeugnissen, die es am Freitag gibt, wird das Sozial- und Arbeitsverhalten der Schüler bewertet. Doch welches Verhalten welche Noten nach sich zieht, ist nicht klar definiert.
Wie Gladbacher Lehrer berichten, seien einige weiterführende Schulen von der Grundnote "gut" ausgegangen, während andere Gymnasien normales Verhalten als "sehr gut" bewerten wollten. Die Noten wären dann nicht vergleichbar gewesen. Schüler der Zweier-Schulen wären bei jeder Bewerbung benachteiligt gewesen. Doch dann habe die Schulaufsicht reagiert, heißt es aus Lehrerkreisen.
Bei Uneinigkeiten entscheidet die Zeugniskonferenz. Und das dauert. "Wir brauchen für die Besprechung jeder Klasse 30 bis 35 Minuten", so Lothmann. Das sei etwa 25 Prozent mehr als früher, ohne Kopfnoten. Und für den Fall, dass sich die Lehrer nicht einigen, gibt es ja noch das Feld "Bemerkungen" auf dem Zeugnis.
Auch das Mathematisch-Naturwissenschaftliche Gymnasium schätzt jeden Schüler erst einmal als "gut" ein. Aber auch hier hat man gemerkt: "Die Konferenzen werden länger", sagt Eckhard Peters, stellvertretender Schulleiter.
Der Aufwand für Pädagogen wächst nicht nur in den Konferenzen. An der Gesamtschule Hardt zum Beispiel besprechen die Lehrer die Kopfnoten mit den Schülern, damit es keine Überraschungen gibt. Dabei könnten die Lehrer vom Gladbacher Mainstream abweichen: "Von Grundnoten auszugehen, ist schwierig", sagt Schulleiter Bernd Schäferhenrich. "Weil es nur vier Noten gibt, öffnet sich die Bestnote für viele Schüler", so Schäferhenrich.
Auf den Zeugnissen der Marienschüler werden gar keine Kopfnoten stehen. Das Bistum Aachen (Schulträger) hatte sich bis vor wenigen Tagen dagegen gewehrt. Jetzt ist es für die Bischöfliche Schule zu spät, das Verhalten der Schüler zu benoten. "Wir hatten keine Zeit, Kriterien zu entwickeln und die Schüler entsprechend zu beobachten", erläutert Schulleiter Wilhelm Obersörster.
Er hält es für problematisch, wenn die Schulen unterschiedliche Wege der Benotung wählen. Er hätte die Kopfnoten zuerst gut gefunden, sehe aber in den Vorgaben Probleme. "Man muss Dinge beurteilen, die man nicht sieht. Zum Beispiel das Verhalten in den Pausen."
Trotzdem kommen Marienschüler nicht ganz an einer Beurteilung ihres Verhaltens vorbei: Die Lehrer schreiben eine Notiz ins Zeugnis.