Gefährliches Linksabbiegen - Projektgruppe will Unfällen vorbeugen
Fast ein Drittel aller Unfälle passiert bei diesem Manöver. Die Opfer sind oft Fußgänger oder Radler. Sie sollen nun geschützt werden.
Mönchengladbach. Der letzte tödliche Unfall ereignete sich vor wenigen Wochen. Eine 79-Jährige wurde beim Überqueren der Bahnstraße vom Auto erfasst. Der Fahrer war von der Monschauer Straße links abgebogen und hatte die Fußgängerin übersehen. Ein Fehler, der keine Ausnahme sei, sagt die Mönchengladbacher Polizei.
3037 von aktuell 9272 Unfällen in dieser Stadt passierten beim Linksabbiegen. Es gab insgesamt 1105 Verletzte im Straßenverkehr, in 319 Fällen verursacht durch Fehler beim Abbiegen: „Meist sind die Betroffenen Fußgänger oder Zweiradfahrer“, sagt Hans-Gerd Möskes, stellvertretender Leiter der Gladbacher Verkehrsdirektion.
Um die schwächsten Verkehrsteilnehmer besser zu schützen, hat sich jetzt die Projektgruppe „Abbiegen — aber sicher“ aus Verkehrswacht, Stadt und Polizei gebildet. Sie will die Straßen sicherer machen. „Wir haben dafür ein Viersäulenkonzept basierend auf Prävention, Repression, Öffentlichkeitsarbeit und Verkehrsplanung entwickelt“, so Möskes.
Das Linksabbiegen ist für Autofahrer „ein hochkomplexer Vorgang“, sagt Reinold Gerhardts, Leiter des Ordnungsamts. Straßenschilder, Ampelschaltung und Gegenverkehr müssten beachtet werden. Zusätzlich sei der Blick auf den Fußgänger durch die A-Säule im Auto oft versperrt. „Der Autofahrer muss auf jeden Fall den Kopf drehen und in den toten Winkel schauen“, betont Gerhardts.
Viele Eindrücke und Entscheidungen überforderten den Fahrer. Zusätzlich könnten laute Musik oder belastender Stress ablenken. Auch überhöhte Geschwindigkeit führten dazu, dass Fußgänger oder Radfahrer übersehen würden: „Die meisten Unfallverursacher sind Menschen, die von der Arbeit kommen“, sagt Möskes.
Die Projektgruppe will die Ergebnisse einer Studie (siehe Kasten) nutzen. Sinnvoll seien getrennte Ampelsignale für Linksabbieger, eine deutliche Haltelinie auf der Abbiegespur und Radarkontrollen vor Kreuzungen. Die Kreuzung Bahn- und Monschauer sei durch eine leichte Biegung unübersichtlich und daher schlecht geplant: „Hier würden wir heute einen Kreisverkehr bauen“, so Scheel. Wichtig sei außerdem eine Bewusstseinsänderung der Autofahrer.