Geldkürzung: Mittagstisch vor dem Aus?

Dem Arbeitslosenzentrum fehlen bald 65000 Euro an EU-Mitteln. Der Leiter spricht von einer „bedrohlichen Situation“.

Mönchengladbach. Es ist eine bittere Pille, die das Arbeitslosenzentrum zu schlucken hat. Die Einrichtung, in der täglich mehr als 70Menschen Rat suchen oder eine warme Mahlzeit bekommen, muss ab September 2008 mit 65000Euro weniger auskommen. So viel bekam das Zentrum bislang aus dem Europäischen Sozialfonds. Arbeits- und Sozialminister Karl-Josef Laumann hat jetzt bekannt gegeben, dass die Mittel, von denen landesweit über 100Arbeitslosenzentren und Beratungsstellen profitieren, ab September 2008 gestrichen werden.

Stattdessen regt er an, dass sich die betroffenen Einrichtungen an ihre zuständige Arbeitsgemeinschaft für Arbeit (Arge) wenden oder ihre Kommunen um Unterstützung bitten. "Die Situation ist bedrohlich. Wir wissen nicht, wie wir in Zukunft unseren Mittagstisch und unsere Beschäftigten bezahlen sollen", sagt Karl Sasserath, Leiter des Arbeitslosenzentrums. Erst in dieser Woche hatte das Zentrum den 11000.Gast an seinem günstigen Mittagstisch begrüßt.

Dort gibt es zurzeit drei Vollzeitstellen und vier Teilzeit- oder geringfügig Beschäftigte. Allein die Lohnkosten liegen bei jährlich 160000Euro. Rund 80000Euro nimmt das Arbeitslosenzentrum jährlich durch Spenden und Mitgliedsbeiträge ein. "Das ist schon so viel, ich glaube nicht, dass wir noch mehr Spenden rekrutieren können, um den Wegfall kompensieren zu können", sagt Sasserath. Der Rat des Ministers, sich an die Arge zu wenden, löst bei Sasserath kaum Hoffnung aus.

Zwar hat das Arbeitslosenzentrum als nur eine von fünf Einrichtungen in NRW einen bestehenden Leistungsvertrag mit der Arge. Sie zahlt eine Pauschale für jede Beratung, die ihre Kunden, also Arbeitslosengeld-II-Bezieher, im Arbeitslozenzentrum bekommen. Das Problem: "60Prozent der Menschen, die bei uns Rat suchen, beziehen Arbeitslosengeld I, sind geringfügig beschäftigt oder erst von Arbeitslosigkeit bedroht. Für die darf die Arge gar nicht zahlen."

Bodo Vermaßen ist stellvertretender Geschäftsführer der Arge in Mönchengladbach. Auf WZ-Nachfrage sagt er: "Unsere bestehende Förderung für das Arbeitslosenzentrum können wir nicht ausweiten. Eben weil dort überwiegend Menschen betreut werden, die nicht zu unserem Kundenkreis zählen." Hinzu kommt: Ende 2008 läuft der Leistungsvertrag zwischen Arge und Arbeitslosenzentrum aus. Ob er verlängert wird, steht noch nicht fest.

Bleibt noch die Kommune, die dem Arbeitslosenzentrum laut Minister unter die Arme greifen soll und bislang die Räume an der Lüpertzenderstraße69 mietfrei zur Verfügung stellt. Sozialdezernent Martin Schmitz macht mit Verweis auf die miserable Haushaltslage ebenfalls wenig Hoffnung: "Es ist fatal, wenn vorausgesetzt wird, dass Kommunen wegfallende Landesmittel auffangen."

Grund Das NRW-Arbeitsministerium begründet die Kürzung damit, dass weniger EU-Mittel aus dem Sozialfonds zur Verfügung stehen.

Zentrum In Mönchengladbach nutzen täglich etwa 15 Menschen die Beratung und 50Menschen den Mittagstisch (2 Euro pro Menü). Die Mittelkürzung setzt im September ein. Damit fehlen allein im kommenden Jahr 25000 Euro. Ab 2009 fehlt die volle Förderung von 65.000 Euro.