Gesamtschüler bauen Gemüse an
Die Garten-AG der Gesamtschule Espenstraße arbeitet mit Bioprodukten.
Jasmin (12) mag Gemüse eigentlich nicht so gern. „Das ist oft so weich gekocht“, sagt sie und verzieht das Gesicht. Doch jetzt gibt es Ausnahmen: die Produkte aus dem Garten ihrer Schule. Jasmin besucht die Gesamtschule Espenstraße, und die Sechstklässlerin ist Mitglied der Garten-AG. Es ist erst wenige Tage her, da durften die Schüler das erste selbstangebaute und -aufgezogene Gemüse mit nach Hause nehmen. Und das war „echt lecker“. So lecker, dass Jasmin ihre Eltern überreden konnte, auch im heimischen Garten Biogemüse anzupflanzen.
Seit einigen Wochen wird im Schulgarten der Gesamtschule Espenstraße richtig geackert. Da wird gestreifte Rote Bete gepflanzt, blaue Kartoffeln kommen in den Boden und verschiedene Sorten Tomaten. Synthetische Düngemittel sind tabu. Die müssen auch gar nicht sein. Dafür sorgen eine ausgeklügelte Fruchtfolge und das Know-How von echten Experten. Die kommen von der „Gemüse-Ackerdemie“, die zu einem gemeinnützigen Sozialunternehmen gehört. „Unser Ziel ist es, dass Schüler Lebensmittel wertschätzen, und dass sie die lokale und regionale Sortenvielfalt von Gemüse kennenlernen“, sagt Annette Bartmer von der Gemüse-Ackerdemie.
Dass es da bei Stadtkindern oft Defizite gibt, haben auch die Lehrer an der Gesamtschule Espenstraße oft bemerkt. „Es gibt Kinder, die haben noch nie in eine Fenchel gebissen“, sagt Christoph Lenhart, Leiter der Garten-AG. Annette Bartmer, die 46 Schul- und Kita-Gärten im Rheinland mitbetreut, macht laufend solche Erfahrungen. „Viele wissen nicht, dass Tomaten grün sind, wenn sie noch nicht reif sind. ,Meine Mutter kauft die roten Dinger immer bei Lidl’, hat mir ein Kind mal gesagt“, berichtet die Regionalmanagerin.
In der Gesamtschule Espenstraße hat der Schulgarten eigentlich immer eine wichtige Rolle gespielt. Denn dort gibt es auch einen Teich mit fünf verschiedenen Libellenarten und anderen Tieren sowie Bienenstöcke, die für eigenen Honig an der Schule sorgen. Der Beetbereich lag allerdings brach, als zwei gartenaffine Lehrer in Pension gingen. Jetzt begeistert sich eine neue, junge Pädagogen-Generation für das Gärtnern. Und das färbt auf die Schüler ab. Jasmin und ihre Freundin Fiona finden das Pflanzen toll, und selbst Unkraut zupfen macht ihnen nichts. „Och, da kann man sich gut bei unterhalten“, sagt Fiona. In den schuleigenen zwölf Beeten werden 25 verschiedene Gemüsearten angepflanzt. Dabei lernen die Schüler auch, was gut zusammenpasst und was nicht. Kartoffeln neben Tomaten? Das sollte man lieber lassen. „Beide neigen zur Braunfäule“, sagt Annette Bartmer.
Lehrerin Lisa Franken holte die Garten-Ackerdemie an die Gesamtschule Espenstraße. Mit Ali Gümüs, Christina Steffan und Christoph Lenhart bildet Lisa Franken das Lehrer-Gärtnerteam. Auch sie lernen viel von den Garten-Ackerdemie-Experten. Weil alles so gut klappt mit Schulgarten, Teich und Imkerei, soll auch demnächst ein „grünes Klassenzimmer“ im Garten entstehen, wie Andreas Hahn, Didaktischer Leiter an der Gesamtschule Espenstraße sagt. Fehlt nur noch eine wetterfeste Tafel. gap