Gladbacherin wird Kreativpilotin
Die Bundesregierung zeichnete die 28-jährige Katrin Wilms für ihre selbst entworfene App „Arya“ aus.
Mönchengladbach. Katrin Wilms weiß, wovon sie spricht. Die 28-Jährige lebt mit einer Depression, war bereits in Therapie. Für ihren Therapeuten sollte sie damals eine Art Tagebuch über ihr Befinden führen. „Das waren Tabellen auf Papier, in die man Datum, Uhrzeit und seine Stimmung eintragen sollte“, erzählt Wilms. Das alles war lästig: Überall flogen diese Zettel herum, in der Öffentlichkeit war es ihr unangenehm, die Tabelle aus der Tasche zu holen und auszufüllen. So wurde sie mit der Zeit immer nachlässiger, füllte die Tabelle aus der Erinnerung erst kurz vor der Therapiesitzung aus. „Das ist aber natürlich nicht Sinn der Sache“, sagt sie.
Die gebürtige Gladbacherin begann, ihre Gefühle in ihr Handy zu schreiben und dort zu speichern. Damals dachte sie, dass eine App dafür sehr praktisch wäre. Heute steht Katrin Wilms kurz vor der Realisierung ihrer Idee. Ihre App „Arya“ soll Anfang kommenden Jahres auf den Markt kommen.
In dieser Woche ist Katrin von der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung zur „Kreativpilotin 2014“ ausgezeichnet worden. Zusammen mit 31 weiteren Preisträgern setzte sie sich gegen rund 900 andere Bewerber durch. Als Kreativpilotin bekommen Katrin und ihr Team nun zwei erfahrene Mentoren an die Seite gestellt, die bei der Umsetzung der Idee helfen. Zudem gibt es gemeinsame Workshops für alle Preisträger.
Tatsächlich sind Katrin Wilms und ihr Team, das aus Programmierern, Designern, Wissenschaftlern und Therapeuten besteht und zum Teil in Amsterdam arbeitet, bereits sehr weit gekommen. Ein Prototyp der App für Apple-Geräte geht nun in eine Testphase, die Entwicklung für Android läuft parallel. Der Name der App, „Arya“, kommt aus der alt-indischen Sprache Sanskrit. „Das bedeutet ,wahrer Held’ und passt wunderbar zu unserer Idee“, sagt Wilms.
Die App bietet drei verschiedene Funktionen: Zum einen dient sie als Tagebuch. Die eingetragenen Daten können außerdem sofort an den Therapeuten übermittelt werden. Außerdem kann die App Vorschläge zur Stimmungsverbesserung machen. Hat ein Patient beispielsweise eingetragen, dass ihm Joggen in einer Krise hilft, um auf andere Gedanken zu kommen, wird die App ihn daran erinnern, wenn er einmal einträgt, dass es ihm sehr schlecht geht. Die dritte Funktion soll den Nutzern helfen, in Kontakt mit Freunden und Familie zu bleiben, um nicht in eine soziale Isolation zu geraten. Dazu soll es eine Art Chat-Funktion geben.
Wilms hofft, dass die App nicht nur Betroffenen bei der Therapie hilft, sondern auch dazu beiträgt, dass das Thema Depression etwas mehr in die Öffentlichkeit rückt. Geplant ist, dass jeder Patient die App kostenlos bekommt, indem die Krankenkassen die Kosten übernehmen. Die Verhandlungen dazu laufen allerdings noch. In den kommenden Wochen wird Katrin Wilms viel unterwegs sein, um die App zu bewerben und Kontakte zu knüpfen. Bis Samstag war sie in Berlin, danach geht es nach London auf eine Konferenz.