Hauptstraße: Rettet sie die freie Fahrt?
Um die Einkaufsmeile zu stärken, schlägt die FDP vor, die Fußgängerzone nach über 30 Jahren wieder für den Verkehr freizugeben.
<strong>Mönchengladbach. Tabu-Themen erörtern, neue Wege gehen, oder "einfach mal einen Schuss abgeben", will die Rheydter FDP, wie es ihr Vorsitzender Uwe Aschmutat nennt. Die Fußgängerzone Hauptstraße nach 33 Jahren wieder für den Autoverkehr zu öffnen, das sei eines dieser Tabu-Themen, um die "schwierige Situation des Einzelhandels in Rheydt" zu lösen. Ohne Fußgängerzone ginge es für Kunden direkt vor die LadentürDie Hauptstraße kämpft seit Jahren mit Leerständen. Der Liberale Uwe Aschmutat sieht ein Problem in der Verkehrsberuhigung. "Das war ein Konzept in den 90ern, ist aber nicht mehr zeitgemäß", sagt der Rheydter, "die Leute wollen mit ihren Autos direkt vor die Ladentür." Derartige Signale habe er von Anlieger-Geschäften bekommen. Was technisch machbar sei, um etwa zu verhindern, dass die Route als Durchgangsstraße genutzt wird, müsse die Verwaltung prüfen. Zwei Einbahnstraßen, die an der Stelle, an der sie sich begegnen, den Verkehr seitwärts "abführen", wären seiner Meinung nach eine Lösung.
Die Reaktionen bei den Einzelhändlern sind sehr unterschiedlich. "Im Prinzip könnte ich mir das schon vorstellen", sagt Jürgen Gruschka vom Reformhaus Goll. In der Woche. Aber am Samstag sehe ich das anders, da haben wir Markt und das ist ein Flaniertag, da wären Autos im Weg."
Peter Homann vom gleichnamigen Optik-Geschäft sieht die Probleme an der Hauptstraße an vielen Stellen, aber nicht beim "Vor-der-Tür-Parken". Dass für einmal verlassene Ladenlokale keine Nachmieter zu finden seien , habe mit den "utopischen Mietvorstellungen der Besitzer" von bis zu 17 Euro pro Quadratmeter zu tun. Seit Marktkauf an der Dahlener Straße geöffnet sei, hätte sich die Lage verschärft. "Der Boom der Filialisten, die Einkaufstempel auf der grünen Wiese und bald das ECE-Center in Gladbach sind unsere größten Sorgen." Mieten runter und Wirtschaftsförderung für junge Geschäftsleute, das sind seine Vorschläge.
Wie er wünschen sich viele Ladenbesitzer und -pächter, dass die Friedrich-Ebert-Straße wieder als Durchgangsstraße geöffnet wird, also an den Rheydter Ring angeschlossen wird. Derzeit kommen Autofahrer auf der Friedrich-Ebert-Straße stattdessen nur bis zum Parkhaus an der Ecke Wilhelm-Strater-Straße.
Für Hans-Dieter Bergs, der seit 30 Jahren die Gold-Passage betreibt, schließen sich viele Fragen an die Idee von FDP-Mann Aschmutat an. "Wer jetzt jubelt, ist in drei Jahren genervt von Hektik, Lärm, Gestank." Wäre die Straße wieder frei für Autos, glaubt er, dass die Anwohner die wenigen Stellflächen zuparken würden. "Kunden hätten also gar nichts davon." Kurzzeitparken hingegen sei zum Beispiel für seine Klientel, die Zeit für ihren Einkauf benötige, nicht das richtige. "Statt gegen eine Fußgängerzone, sollte man sich für freies Parken entscheiden, damit könnten wir uns von anderen Städten abheben."
1945: Die Hauptstraße ist, wie der größte Teil des Rheydter Innenstadtbereichs nach dem Zweiten Weltkrieg, sehr mitgenommen. In den Folgejahren wird architektonisch ein gradliniges einheitliches Äußeres auf dem gesamten Stück zwischen Friedrich-Ebert-Straße und dem Rheydter Markt geschaffen.
1974: Dieses Stück zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Markt wird vor 33 Jahren für den Verkehr gesperrt.
2002: Die Fußgängerzone wird saniert. Es werden neue Pflastersteine gelegt. Dazu fließen Millionen an städtebaulichen Fördermitteln. Für sie gilt eine Bindungsfrist von 20 Jahren. Sollte die Stadt die Maßnahmen rückgängig machen, müsste sie die Fördermittel zurückzahlen.
2007: In diesem Jahr soll doe Abteilung Stadtentwicklung ein stadtübergreifendes Einzelhandelskonzept vorlegen. Der Tenor ist bekannt: Der Rheydter Handel kann nach Ansicht der Verwaltung in der jetzigen Ausprägung nicht beibehalten werden.
Die Bezirksvertretung Rheydt-Mitte hat außerdem für 200 000 Euro ein städtebauliches Gutachten in Auftrag gegeben, um ein Leitbild für Rheydt zu finden, wie es sich "positionieren" kann gegenüber anderen Städten und Gladbach City.