Jubiläum: 90. Geburtstag des Rheydter Schachvereins

Seit 90 Jahren besteht der Rheydter Schachverein. Zum Fest trat Großmeister Helmut Pfleger an.

Mönchengladbach/Rheydt. Ein letztes Mal durchatmen, ein großer Schluck Wasser, dann legt Helmut Pfleger los. Der Schach-Großmeister aus dem oberfränkischen Bamberg hat sich für seinen Besuch beim Schachverein Rheydt viel vorgenommen. Er möchte gewinnen. In dem Spiel, das er so gut beherrscht wie wenige sonst. Aber nicht gegen einen Gegner - gleich mit 30 will er es aufnehmen. Und das gleichzeitig.

Im Rittersaal von Schloss Rheydt trat der ehemalige Schach-Nationalspieler am Wochenende zum 90. Geburtstag des Rheydter Schachvereins zum Simultankampf an.

Dabei fackelt der Meister nicht lange. Pferde jagen über die schwarz-weißen Quadrate, Bauern fliegen und Türme kippen - und das gleich reihenweise. Die erste Runde bringt Pfleger schnell hinter sich. Ein Handschlag zur Begrüßung, ein Zug mit dem Bauern und schon ist der Nächste dran.

Allein die mentale Leistung des Schachmeisters ist dabei fast schon beängstigend für seine Gegner. Denn im Vergleich zu ihnen hat er nur 1/30 an Überlegungszeit. Konstanz, Fleiß und Talent machen einen guten Schachspieler aus. "Aber auch die körperliche Fitness ist ganz entscheidend ", sagt der promovierte Mediziner. "Welche Sportart man betreibt, ist eher zweitrangig". Pfleger spielt Fußball.

Mit sechs Jahren machte er die ersten Züge. "Es war die Chance meinem übermächtigen Vater zumindest in einem Punkt gerecht werden zu können", sagt er, und zwischen den Zeilen schwingt die Geschichte einer wenig einfachen Vater-Sohn-Beziehung mit. Früh gehörte er zu den besten Amateurspielern. Mit zehn Jahren war er Jugend- , später Deutscher Meister. 1964 nahm er dann an der Schacholympiade in Tel Aviv teil - der Höhepunkte seiner Karriere.

Bis heute wird diskutiert, ob Schach überhaupt eine Sportart ist. Eine Frage, die der Mediziner Helmut Pfleger ohne zu zögern mit "Ja" beantwortet. "Während einer Schachpartie gehen im Körper viele Prozesse vor sich. Der Blutdruck steigt, die Herzfrequenz wird schneller und nicht zu vergessen, der Wettlauf gegen die Zeit."

Sport oder nicht, Schach bindet nicht die Massen. "Es ist schwierig eine Schachpartie für den Laienzuschauer interessanter zu machen. Musik oder Geklatsche wie beim Fußball würden die Konzentration der Spieler stören", sagt Thomas Krause vom Rheydter Schachverein.

Dennoch haben die Rheydter keine Nachwuchssorgen. Richard (13) und Lukas (15) spielen erst seit wenigen Jahren Schach. Auch sie nehmen am Simultankampf teil und hoffen, dem Großmeister Paroli bieten zu können. Doch der Meister verzieht keine Miene und setzt - nur Sekunden nachdem er an den Tisch der Jugendlichen tritt.

Nach vier Stunden ist es nur Regionalligaspieler Volker Gassmann gelungen, seine Partie zu gewinnen.