Kofi Annan in der Kaiser-Friedrich-Halle: „Der Mann hat Größe“

Als Kofi Annan spät am Abend abreiste, waren die meisten der 1000 Zuhörer begeistert.

Mönchengladbach. Begeistert. So zeigen sich viele, die Kofi Annan erlebt haben. Als er sich im Hochzeitszimmer der KFH ins Goldene Buch der Stadt einträgt, lobt OB-Gattin Birgit Bude, die zuvor beim Abendessen neben ihm gesessen hatte: "Der hat einen Charme. Trotz seines hohen Amtes ist er am Boden geblieben. Der Mann hat Anstand und Größe."

Annan folgte einer Einladung des Initiativkreises, eines Zusammenschlusses von 27 Unternehmen und Privatpersonen, die die Stadt ins Gespräch bringen wollen. Der 72-Jährige gehört in die Vortragsreihe "Nobelpreisträger in MG", die zuvor schon den Dalai Lama und Michail Gorbatschow zu Gast hatte.

Auch die 1000 Zuhörer, die dem Vortrag Annans über Kopfhörer simultan übersetzt folgen, sind begeistert. Der trägt den Titel "Africa’s Third Wave: Looking back, Mowing Forward", zu deutsch: "Afrikas dritte Welle: Blick zurück und Bewegung nach vorn."

Mit einem Handstreich wischt er die Erwartungen vom Tisch, er werde auf die Katastrophen eingehen, die das Bild des Kontinents in den europäischen Medien prägen. "Wenn auf einem großen weißen Blatt ein kleiner schwarzer Punkt ist, dann sehen alle nur den schwarzen Punkt, niemand die große weiße Fläche." Ein Bild, das viele der Besucher tief beeindruckt, weil sie es auch auf die eigene Situation beziehen.

Ein Argument, das auch bei Jan Wilk zieht. Der Schüler des Gymnasiums Gartenstraße bekommt seinen Besuch - mit 85 Schülern des Huma, der Gartenstraße und des Odenkirchener Gymnasiums - bei Kofi Annan geschenkt. Jan hatte erwartet, dass der Ex-UN-Generalsekretär beispielsweise auf die Aids-Problematik eingehen werde.

Doch die lässt sich allenfalls der "mangelnden Gesundheitsversorgung und Bildung" zuordnen, die Annan als eines der strukturellen Probleme Afrikas benennt, die es zu lösen gilt. Er sagt, dass Europa bereits seit mehreren 100 Jahren an Aufbau und Struktur seiner Gesellschaft arbeite, Afrika erst seit der Unabhängigkeit vor 50 Jahren. Er räumt ein, dass beispielsweise die asiatischen Staaten diese Zeit besser genutzt haben.

"Was er gesagt hat, und wie er es gesagt hat!", sagt auch Jan begeistert.

Die Zusammenhänge von Klimawandel und Globalisierung fand er einleuchtend. Schließlich stelle der "schlafende Riese" (Annan) eine Milliarde Bewohner der Erdbevölkerung, womit er ein Gewicht bei der globalen Lösung von Umweltproblemen hat, unter denen er besonders leidet.