Kafka, Musik und viele Mäuse

Am Samstag hat „Josephine“ in Mönchengladbach Premiere.

Mönchengladbach. Josefine ist hochaktuell. Die Kurzgeschichte von Franz Kafka entstand in den 20er Jahren und dreht sich um den berühmten Gesangsstar des Mäusevolkes — der im Endeffekt auch nur fiept und pfeift, wie alle anderen Mäuse auch.

„Das, was sie von den anderen unterscheidet, ist ihr Auftritt“, sagt Christian Grammel, der die Geschichte als Stück experimentellen Musiktheaters für das Theater Krefeld/Mönchengladbach in Szene setzt.

Am kommenden Samstag erlebt es in Mönchengladbach seine Premiere. „Gerade in Zeiten der Digitalisierung ist die Popularität oft unabhängig von der Qualität“, sagt Grammel hinsichtlich des Themas des Stücks und denkt an Verbreitungsmechanismen wie das Internet, Twitter oder Facebook.

Die Arbeit von ihm und vom gesamten Team — bestehend aus dem Komponisten Sagardía, dem musikalischen Leiter Lennart Dohms, dem Texter Björn SC Deigner und vielen weiteren — wird finanziert über den Fonds experimentelles Musiktheater. 80 000 Euro stehen zur Verfügung.

„Das Theater liefert die Hardware“, sagt Intendant Michael Grosse. Heißt konkret: Die Werkstatt baut den Steg nach dem Entwurf der Bühnenbildnerin Agnes Fabich. „Die Akteure bewegen sich darauf und heben die Schranke zwischen Bühne und Zuschauerraum auf“, sagt sie.

Die Kostümabteilung schneidert die Gewänder, mit denen Kostümbildnerin Charlotte Pistorius an die 20er Jahre erinnert. „Das ist nicht nur die Zeit, in der ,Josefine’ geschrieben wurde“, betont sie. „Das war auch eine Zeit, in der man sich von Konventionen befreit hat.“

Vier Ensemble-Mitglieder bringen ihre professionell ausgebildeten Stimmen mit ein. Ein weiteres wichtiges Element ist der 50-köpfige Laienchor, der die Masse des Mäusevolkes stimmlich verkörpert. „Es sind Einzelne, die sich bereiterklärt haben, mitzumachen und seit Januar gemeinsam proben“, sagt die Dramaturgin Fanti Baum.

Singen im herkömmlichen Sinne müssen sie nicht. „Die Musik bildet sich aus Geräuschen und der Sprache, die in einzelne Laute zerlegt wurde“, sagt der Komponist Sagardía. „Ich glaube, so hat sich Kafka die Musik zu dieser Geschichte vorgestellt.“

Er freut sich, dass die Chormitglieder, die seinem ungewöhnlichen Konzept zu Anfang skeptisch gegenüberstanden, inzwischen zu ihm kommen und ihr Gefallen an der Musik bekunden. „Außerdem glauben wir, dass Mönchengladbach so eine lange und gute Tradition mit moderner Kunst und Theater hat, dass das Publikum die Vorstellungen annehmen werden“, sagt der Produktionsleiter Oliver Spatz.

Die Premiere ist bereits so gut wie ausverkauft.