Kreuzritter mit Gesangstalent

Jochem Enzenmüller wurde in diesem Jahr von der Karnevalsgesellschaft ausgewählt — und brachte die Gäste zum Schunkeln.

Mönchengladbach. Jochem Enzenmüller (52) kniet nieder. Durch den Ritterschlag von Oberbürgermeister Norbert Bude mit einem Schwert — auf die linke Schulter, auf die rechte Schulter und auf das Haupt — wird Enzenmüller 30. Kreuzritter.

Diese Ehrung erfährt bei der KG „Die Kreuzherren“ Wickrath in jedem Jahr eine Persönlichkeit, die sich um Vereinsleben und Brauchtumspflege verdient gemacht hat. Und Enzenmüller ist so jemand.

Zunächst einmal geht er seiner Leidenschaft, dem Gesang nach. Er ist Sänger der „Garderottis“, der Gesangtruppe der Großen Rheydter Prinzengarde und tritt mit diesen NRW-weit auf. Dies lässt er sich auch bei seiner Proklamation nicht nehmen und bringt mit Liedern wie „Du darfst mich lieben für drei tolle Tage“ die 250 Gäste in der Volksbank in Wickrath zum Schunkeln.

Dass Enzenmüller auch sonst im Vereinsleben sehr aktiv ist, wird in der bewegenden Laudatio von Norbert Spieker, dem Sprecher der Kreuzritter, deutlich. Der Bankkaufmann ist erster Vorsitzender und Schriftführer des Gesangsverein „Eintracht“ Wickrathberg, Ehrensenator der Kreuzherren, Mitglied im Verein für Heimat- und Denkmalpflege Wickrathberg und vieles mehr. Akribisch hat Spieker monatelang im privaten Umfeld des Kreuzritters Anekdoten zusammengetragen und diese musikalisch untermalt.

So ist der 52-Jährige beispielsweise an einem Tag viermal geblitzt worden. Das Lied „Schatzi, schenk mir ein Foto“ ertönt dazu und sorgt für Lacher bei den Gästen. Oder er hat während seiner Tätigkeit in der Volksbank Rheindahlen Geldrollen zu locker gedreht und den Kunden sind diese auseinandergefallen — halb Rheindahlen hat das Geld wie Kamelle aufgesammelt — eine gute Übung für Karneval.

Auch der Oberbürgermeister hat viele Anekdoten zu dem Kreuzritter auf Lager, schließlich waren diese auf dem Gymnasium Odenkirchen in einem Abi-Jahrgang. So habe Bude in Mathe bei Enzenmüller abgeschrieben, aber trotzdem die schlechtere Note kassiert. Enzenmüller habe ihm das Pausenbrot abspenstig gemacht und ihm beim Fußball die Hose herunter gezogen.

Aufgrund solcher Erlebnisse hat Bude sich sehr auf dieses Ereignis gefreut — nämlich den 52-Jährigen zum Ritter „zu schlagen“. Zuvor mussten die erste Vorsitzende der Kreuzherren, Mechthilde Pannhausen, der zweite Vorsitzende, Stefan Schmitz, und auch Bernd Gothe, Vorsitzender des Mönchengladbacher Karnevals-Verbandes, in einem Quiz aber erst mal beweisen, ob sie auch das Niveau haben, dass ein so kulturell versierter Mann wie Enzenmüller als Kreuzritter aufgenommen wird.

Sie mussten sich schwierigen Fragen des Oberbürgermeisters stellen wie: Shakespeare’s Komödie lautet: Die lustigen Weiber von a) Wanlo, b) Herrath oder c) Windsor. Gothe antwortete sofort souverän: Herrath.

Nach der Proklamation blieben viele Gäste zum gemütlichen Zusammensein, um ihren Kreuzritter zu feiern. Viele waren begeistert von Enzenmüller. „Er ist ein Vereinsmensch durch und durch“, sagt Hans-Werner Röttges, ehemaliger Vorsitzender der Kreuzherren.

Auch menschlich sind viele Vereinsmitglieder und andere Gäste überzeugt von dem Bankkaufmann: „Er hat immer ein Lächeln auf den Lippen, war noch nie unfreundlich“, sagt Stefan Schmitz. Markus Hardenack, künftiger Prinz der Session 2013/14, meint: „Er ist jemand, der mittendrin steht, er kümmert sich, sagt kaum nein zu irgendwas.“