Lesung in Malteser Begegnungsstätte: Auf den Spuren des Schusters Martin

WZ-Autorin Jutta Finke-Gödde liest in der Malteser Begegnungsstätte.

Mönchengladbach. Die Kinder sind die ersten Gäste. Noch ein wenig schüchtern warten die 16 Viertklässler der Franz-Wamich-Schule an der Tür, blicken jedoch schon neugierig in den Raum. Hier haben Gaby Sistermanns und ihr Team alles für den gemütlichen Ohrenschmaus vorbereitet. Lämpchen brennen, auf dem Teppich liegen bunte Kissen, rundherum stehen Stühle und in der Mitte thront der Lesesessel: „Setzt euch einfach jeder auf ein Kissen“, sagt Antonia Thies-Michael.

Die Klassenlehrerin und Rektorin Gabi Limprich sind mit ihren Schülern von der Schule aus zur Malteser Begegnungsstätte gelaufen. Draußen ist es kalt. Drinnen machen es sich Albulena, Jamil, Jason, Rozerin und die anderen Kinder inmitten der Kissen gemütlich. Es bleibt ein wenig Zeit, um von der Vorleserin, die normalerweise für die WZ als Reporterin in Mönchengladbach unterwegs ist, alles Wissenswerte über das Zeitungsmachen zu erfahren: „Welche Aufgaben hat so ein Reporter?“, fragt Yazid. Narin will wissen, „aus welchem Papier Zeitungen gemacht werden?“ und für Yannick ist es ziemlich kompliziert, „immer wieder neue Geschichten zu finden“, um die Seiten zu füllen.

Dann kommen auch die Tagesgäste. Sie haben längst von dem Termin im Rahmen der Aktionswoche „MG liest“ gehört. Rudi Schimmerscheck sieht mit wachem Blick umher. Anneliese Nolte schiebt ihren Rollator durch die Reihen. Gretchen Maas sitzt im Rollstuhl unter einer roten Decke und lächelt erwartungsvoll. Auch die anderen Zuhörer suchen sich einen Platz und die Lesestunde kann beginnen.

Im Raum ist es ganz still geworden: „In einer kleinen Stadt lebte der Schuster Martin. Er wohnte in einem Kellerzimmer, dessen einziges Fenster auf die Straße schaute“, beginnt die Geschichte. Sie handelt von einem, der — wie Sankt Martin — mit anderen Menschen teilt. Die Kleinen auf dem Teppich und die Großen im Stuhlkreis lauschen andächtig bis zum letzten Satz.

Dann packt Antonia Thies-Michael ihre Gitarre aus und verteilt Liedertexte. Dabei kann fast jeder das heimische Sankt-Martins-Lied „Loop Müller loop“ auswendig auf Plattdeutsch mitsingen: „Ich bin doch Gladbacherin“, sagt Anneliese Nolte. Die Augen der 92-Jährigen leuchten, als die Viertklässler das Gedicht „Herr von Ribbeck aus Ribbeck im Havelland“ aufsagen.

Auch die Grundschüler fühlen sich beschenkt — nicht nur, weil sie neue Mützen mit nach Hause nehmen dürfen: „Das war schön. Bei uns zu Hause wurde nicht Sankt Martin gefeiert“, erzählt Angel aus Bulgarien, seit zwei Jahren an der Schule. Am Ende sitzen alle Zuhörer bunt gemischt zusammen, knabbern Kekse und erzählen: „Wir würden uns freuen, wenn die Kinder wiederkommen“, verabschiedet Christian von Monforts-Hobe, Stadtbeauftragter der Malteser, die jungen Gäste.