Liebesgrüße — grün und blättrig
Überall in der Stadt wurde in den Wonnemonat hinein gefeiert. Viele holten vorher ein Bäumchen.
Mönchengladbach. Nicht alle sind so wählerisch wie Daniel und Pascal. Die 20-Jährigen lassen sich Zeit, besehen sich jede der jungen Birken und stellen die meisten von ihnen zurück an die Stütze, an der Stadtförster Reinhard Heise und seine Mitarbeiter die frisch geschlagenen Bäume gelagert haben.
480 Stück hatten sie um 9 Uhr bereitgestellt, um 14 Uhr fuhren sie noch mal los, um weitere 80 Stück zu holen. Sie stammen aus Aufforstungsflächen der Stadt, auf denen Buchen und Eichen wachsen sollen. „Wenn wir die Wildlinge nicht herausschneiden, wuchern sie die anderen Bäume zu — und die sterben“, sagt Heise.
Fünf Euro kassiert Sebastian Ludewig für jedes Gehölz, das drei bis vier Jahre alt ist. Er selbst hat den Maien für seine Freundin schon ausgesucht und weggestellt. „Vor ein paar Jahren wurden uns zum ersten Mai Birken aus einer Allee herausgeklaut“, erzählt Heyes. „Das Stück zu 200 Euro“, beziffert er den Schaden.
Pascal legt an das Maibäumchen, mit dem er die Freundin beglücken will, die gleichen Maßstäbe wie an einen Weihnachtsbaum. „Es soll viele Äste haben, buschig sein und viele Blätter haben.“ Er und Daniel benötigen vier Bäume, zwei für andere Freunde. „Heute Abend treffen wir uns alle. Und dann werden wir uns irgendwann unauffällig verziehen und das Bäumchen setzen.“
Baumkäufer Sebastian kennt seine Laura seit drei Jahren, ein halbes Jahr ist er mit ihr zusammen. Selbstverständlich hat er den schönsten Baum ausgesucht, wird ihn mit buntem Krepppapier schmücken und mit Hilfe einer Leiter in das Fallrohr der Dachrinne platzieren.
Junge Männer kommen mit älteren Frauen in den Wald. „Das sind die Mütter, die müssen fahren“, erklärt Azubi Julia Heus, die Ludewig beim Verkauf unterstützt und rote wie blaue Rosen aus Papier anbietet.
Julia Heus kommt aus Heinsberg, wo man kaum etwas von Maien weiß — man(n) verschenkt Herzen. „Mädchen waren auch schon da“, sagt Sebastian Ludewig. Er ist gespannt, wie es im nächsten Jahr laufen wird. „Da ist Schaltjahr. Da bekommen die Jungs von den Mädchen einen Baum.“
Die Birke ist ein Baum, der wenig Ansprüche an den Boden stellt. Ihr Samen verbreitet sich leicht, weswegen sie sogar in Mauerritzen wächst. Die Birke ist der Göttin Freya zugeordnet, der Venus der Germanen. Sie ist die Göttin der Liebe und der Fruchtbarkeit.