Lkw: Jeder zweite gefährlich

Die Polizei bemängelt unsichere Ladung und zu lange Zeiten am Steuer. Das Ergebnis nach drei Stunden Kontrolle ist niederschmetternd.

Mönchengladbach. Gleich der zweite Sattelschlepper ist ein Volltreffer: Auf dem Auflieger stapeln sich 550 Kilogramm schwere Stahlwalzen. Daneben in einer Kiste liegen tausende Flügelschrauben - vollkommen ohne Sicherung. Alles in allem ist die Fracht 14,5 Tonnen schwer. Bis auf ein Stückgut, das mit einem Baumarkt-Spanngurt ein bisschen gehalten ist, ist alles lose verladen.

"Wenn da der Lkw nur eine Kurve zu schnell nimmt, schießt das Zeug von der Ladefläche auf die Straße und kann einen Autofahrer töten", sagt Michael Bieber, Polizeibeamter und Spezialist für Ladungssicherung.

In einer großen Kontrollaktion haben 20 Polizeibeamte mit den Kollegen vom Zoll am Mittwochmorgen den Güterverkehr an der Aachener Straße überprüft. Der Fahrzeuglenker, ein schmächtiger Mitdreißiger, wird immer kleinlauter. Später sagt er: "Natürlich hätte ich darauf achten sollen, dass die Fracht korrekt gesichert ist." Weiterfahren darf er so jedoch nicht.

Das Ergebnis nach drei Stunden Kontrolle ist niederschmetternd. "Jeder zweite Lkw muss von uns beanstandet werden", sagt Polizist Manfred Hormes. "Das ist schon Wahnsinn, was für tickende Bomben hier vorbeirollen", so der Beamte.

An diesem Vormittag werden die Beamten im Zehn-Minuten-Takt fündig. "Und dabei sind wir nur auf die wirklich großen Sachen aus", sagt Hormes, während er unter einen Lkw-Auflieger krabbelt, um die Bremsen zu überprüfen. Das Ergebnis: Ein Rad hat gar keine Bremse mehr.

Während Hormes Führerscheine und Fahrtenschreiber kontrolliert, inspiziert Martin Höfler die Fracht. "Natürlich stehen die Fahrer unter Druck", sagt der 44-jährige Beamte, als er einen Norweger die Plane seines Aufliegers öffnen lässt. "Die Konkurrenz ist riesig, Zeit und Geld sind immer knapp. Und die richtige Sicherung der Fracht kostet Zeit und Geld."

Eine Ausrede können die Beamten nicht mehr hören. Trotzdem kommt sie auch diesmal: Die Ladung ist so schwer, die kann nicht verrutschen. "Da braucht’s nicht mal eine Vollbremsung, damit sich die selbstständig machen", sagt Bieber zu einem Fahrer, der Stahl geladen hat.

Kontrolle: 48 Sattelschlepper und Kleintransporter hat die Polizei gestern morgen an der Aachener Straße kontrolliert. Erschreckend: Bei jedem Zweiten gab es eine Beanstandung.

Mängel: In 16 Fällen die Lenkzeit überschritten, sieben Mal war die Ladung nicht gesichert. Drei Mal sogar gar nicht. Hier wurde eine Weiterfahrt untersagt - bis zur Behebung des Mangels.

Verkehrsdienst: Aufgrund vieler Mängel sind Beamten des Verkehrsdienstes der Mönchengladbacher Polizei täglich unterwegs, um Lkw im Stadtgebiet zu kontrollieren.