Auf Patrouille am Hindukusch

Nato: Thomas G. aus Mönchengladbach war fünf Monate in Afghanistan. Der Zeitsoldat erinnert sich gerne an den Einsatz.

Mönchengladbach. Das Wort Afghanistan löst bei vielen Deutschen Unbehagen aus. Die USA möchten, dass sich die Bundeswehr an Kampfeinsätzen im Süden beteiligen. Thomas G. dagegen denkt gerne an Afghanistan: "Es war eine gute Zeit dort. Ein Abenteuer." Seinen vollen Namen will er nicht in der Zeitung lesen. Es sei vorgekommen, dass Soldaten oder Angehörige zuhause belästigt wurden.

Thomas G. war Zeitsoldat. "Ich wollte etwas erleben. Etwas ganz anderes machen", begründet G. Am Ende der Zeit kam der Auslandseinsatz: Afghanistan. Damit rechne man, wenn man Soldat sei, sagt der Stabsgefreite.

Fünf Monate war er 2007 in Faizabad, nördlich des Hindukusch. Dort wird nicht gekämpft. "Trotzdem waren wir immer vorsichtig. Man wusste ja nicht, wie die Leute reagieren", berichtet er. Der Auftrag: Sicherheit in der Provinz Badakshan durch Langzeitpatrouillen schaffen und den Flughafen von Faizabad sichern.

Besonders wenn der Konvoi mit den 15 bis 20 Soldaten in Geländefahrzeugen in einen Ort fuhr. "Manchmal sind wir mit Steinen beworfen worden. Aber das war sehr selten. Und man muss es verstehen. Viele Menschen dort sehen nur selten Fremde", sagt er. In der Regel seien er und seine Kameraden freundlich empfangen worden. "Wir haben den Menschen geholfen, Hilfsmittel mitgebracht. Oder Buntstifte für die Kinder. Die haben sich darüber riesig gefreut."

Thomas G. spricht ruhig und besonnen, auch als er von dem einzigen schlimmen Angriff berichtet. "Ich war im Kraftraum und wollte zurück zur Stube, als eine Rakete im Lager einschlug. Am Himmel habe ich den nächsten roten Faden gesehen. Kurz danach ist die zweite Rakete eingeschlagen." Seine Sprache erinnert an den abgehackten und offiziellen Bundeswehr-Ton. "Angst hatte ich nicht. Aber man muss vorsichtig sein."

Als in Kundus Bundeswehrsoldaten bei einer Fußpatrouille von einem Selbstmordattentäter getötet wurden, gab es eine Nachrichtensperre: keine Internet- und Telefonverbindung nach Hause. "Ich bin fast verrückt geworden vor Sorge", berichtet seine Mutter. Sie ist froh, dass er wieder zurück ist.

Viel eindrucksvoller als solche Vorfälle findet der ehemalige Zeitsoldat die Landschaft.Von Faizabad aus fahren die Nato-Konvois in die wilden Bergregionen. Wo es keine Straßen mehr gibt, schlief G. mit den Kameraden nachts unter freiem Himmel zwischen den Fahrzeugen.

In den Dörfern sollten die Soldaten nach dem Rechten sehen, Präsenz zeigen und mit den Verantwortlichen sprechen. "Als die Bewohner hörten, dass wir Deutsche sind, haben sie uns zum Tee eingeladen." Das heißt, der Dorfälteste sprach mit dem Kommandanten der Einheit.

Die Begegnung mit der Armut hat G. verändert. "Viele Menschen leben wie im Mittelalter, in kleinen Lehmhütten. Und die Frauen kommen nur selten auf die Straße - und dann immer mit Burka", berichtet G. "In Deutschland meckern wir auf hohem Niveau. Viele scheinen nicht zu wissen, wie gut wir es hier haben."

Er arbeitet inzwischen wieder als Dachdecker. Das sei zwar nicht so spannend, wie sich von einem Hubschrauber abzuseilen, aber ein interessanter Beruf. Bei der Bundeswehr bleiben wollte Thomas G. nicht. Für einen Berufssoldaten ist er schon zu alt.